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Deutschland kauft 190 Millionen Jodtabletten
Die Atomenergie wird trotz aller gefährlichen Widersrüche immer wieder von ihre Lobby wiederbelebt.
02-10-2019 - PPNW fordert Vorverteilung für den Fall einer Atomkatastrophe
Durch die kürzlich von der Bundesregierung vollzogenen Aufstockung der dezentralen Bestände an hochdosierten Jodtabletten für den Fall einer Atomkatastrophe sieht die IPPNW ihre langjährigen Forderungen zur Risikovorsorge teilweise erfüllt. Die Ärzteorganisation fordert zusätzlich jedoch eine Vorverteilung der Tabletten an die Bevölkerung.
Kinderarzt Dr. med. Alex Rosen, Vorsitzender der IPPNW, erklärt: "Endlich hat auch die Strahlenschutzkommission unsere Argumente übernommen, dass es im Fall einer Atomkatastrophe in Deutschland oder den Nachbarländern durchaus über mehrere Tage zur Freisetzung von radioaktiven Stoffen kommen kann. Radioaktives Jod, das zu Schilddrüsenkrebs führen kann, spielt zwar nur eine geringfügige Rolle in der Gesamtheit der gesundheitlichen Effekte bei einer Atomkatastrophe, ist aber das einzige Isotop, bei dem uns mit den hoch-dosierten Jodtabletten eine Art Prophylaxe zur Verfügung steht."
Künftig soll nun die gesamte Bevölkerung im Umkreis von 100 Kilometern um ein Atomkraftwerk Jodtabletten erhalten, Schwangere, Kinder und Jugendliche sogar im ganzen Bundesgebiet. Die Kosten der rund 190 Millionen Jodtabletten sollen bei etwa 8,4 Millionen Euro liegen und werden nicht von den Atomkraftwerksbetreibern, sondern vom Steuerzahler getragen.
Eine Vorverteilung der Jodtabletten an die Bevölkerung wie in Österreich oder der Schweiz ist in Deutschland allerdings weiterhin nicht vorgesehen. Dr. Rosen sagt: "Wir raten aufgrund der Notwendigkeit einer frühzeitigen Einnahme der Jodtabletten auch weiterhin zu einer flächendeckenden Vorverteilung der Jodtabletten an alle Haushalte im Umkreis von Atomkraftwerken. Ebenso wäre auch eine Vorverteilung an Betreuungseinrichtungen wie Kindertagesstätten oder Schulen sinnvoll, denn im Fall einer Atomkatastrophe und notwendiger Massenevakuationen wie rund um Tschernobyl oder in Fukushima könnte es unter Umständen nicht mehr möglich sein, die Jodtabletten von zu Hause abzuholen.
Die Risikovorsorge mit Jodtabletten wird auch nach der geplanten Abschaltung der letzten deutschen Atomkraftwerke 2022 aufgrund der an den AKW-Standorten verbleibenden hoch-radioaktiven Brennstäben und der weiterlaufenden Atomkraftwerken in den Nachbarländern für viele Jahrzehnte notwendig. Von einem Super-GAU in den grenznahen Atomkraftwerken in der Schweiz, Belgien, Frankreich oder Tschechien wäre die Bevölkerung in Deutschland je nach Wetterbedingungen viel massiver betroffen als die Bevölkerung in den jeweiligen Ländern, wie kürzlich erst eine Schweizer Studie eindrücklich darstellte.
Quelle: IPPNW
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