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Unter Druck - Verlage beuten freie Mitarbeiter aus
31|01|2009



Das neue Credo vieler Verlage: Spannende Zeilen, immer wieder gern genommen, haupsache sie kosten nichts!

Freie werden derzeit wie Zitronen ausgequetscht. Aufwändige Recherchen werden nicht entsprechend honoriert, Reisekosten nicht erstattet. Viele arbeiten mit Knebelverträgen und ohne Rechte am eigenen Text.

Kostengünstige Recherchereise. Lars Reppesgaard ist freier Journalist. Reisekosten werden ihm vom Verlag nicht erstattet. Wenn er kann, radelt er zum Informanten. Recherchieren und schreiben – für ihn oft ein Zuschussgeschäft. Lars Reppensgaard, Freier Journalist: "Für die drei Tage Arbeit kriege ich im Endeffekt 350 Euro, das ist ein Geld, für das ein Klempner wahrscheinlich nicht aus dem Haus gehen würde." Raus zur Recherche  – so ein Hintergrundgespräch müsste sich Reppesgaard eigentlich verbieten.

Für freie Journalisten zählt beim Honorar nur die gedruckte Zeile, nicht der zeitliche Aufwand. Lars Reppesgaard, Freier Journalist: "Wer alleine für Tageszeitungen schreibt, selbst für die großen überregionalen Qualitätstitel, ist im Grunde verraten und verkauft und arbeitet für ein Geld, was man auch im Copyshop verdienen würde."

Controller haben das Sagen


Zeilenhonorare wie vor zehn Jahren. Das kennt auch der freie Journalist Ralf Meutgens. Sein Fachgebiet: Doping im Radsport. Zeitungen machen mit seinen Recherchen oft Schlagzeilen. Mehr Geld bekommt der Enthüllungsjournalist dafür nicht. Einmal deckte er eine Gesetzeslücke auf, arbeitete wochenlang an dieser Geschichte.

Ralf Meutgens, Freier Journalist: "Das ist auch ein besonders eklatantes Beispiel, weil die ist durch den Stoff ja sehr trocken, die kam dann auf 70 Zeilen, glaub ich. Da gab es dann keine 90 Euro für. Und das ist doch irgendwo keine Wertschätzung" Lars Reppesgaard, Freier Journalist: "Die betragen sich zum Teil so, dass man sich wirklich fragt, haben da eigentlich nur noch die Controller das Sagen oder wird da nur geguckt, dass die Zahlen stimmen. Oder geht es noch um Inhalte und dass man gute Arbeit macht und das honoriert wird.“

Weniger Geld als ein Bäcker

Die Zeitungen sparen zuerst bei den freien Journalisten. Immer weniger freie Printkollegen können von ihrem Beruf leben. Siegfried Weischenberg, Professor für Journalismus: "Das Geschäftsmodell vieler Printmedien, insbesondere der Tagespresse, beruht traditionell darauf, einen Teil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, man muss es so deutlich sagen, auszubeuten. "Ausbeutung der freien Journalisten - bei Reppesgaard und anderen wächst die Wut.

Sie haben jetzt einen Verein gegründet, die "Freischreiber“. Erklärtes Ziel der "Freischreiber“: Recherche muss wieder bezahlt, Honorar pünktlich angewiesen werden. Ein Verein nur für freie Journalisten. Laut Umfrage des deutschen Journalistenverbandes verdient ein freier Zeitungsjournalist rund 1500 Euro im Monat, brutto. Weniger als ein Bäcker. Fließbandjournalismus - fast unvermeidbar. Die "Freischreiber" wehren sich.

Eva-Maria Schnurr, "Freischreiber“: "Es geht uns aber auch darum, tatsächlich das Argument der Qualität hochzuhalten und zu sagen, Qualität gibt es eben nicht zum Nulltarif. Und es braucht bestimmte Bedingungen, unter denen man auch arbeiten muss."

Exklusivgeschichten als Zuschussgeschäft

Themen ihrer Treffen: Jahrelanges Warten auf Honorare, nicht erstattete Telefonkosten. Qualitätsjournalismus - häufig ein Minusgeschäft. Eva-Maria Schnurr: "Wenn man immer nur das machen würde, für das man bezahlt wird, dann würde gerade in Tageszeitungen nichts Brauchbares mehr stehen, weil da einfach solche niedrigen Honorare gezahlt werden, dass man dafür nicht ordentlich recherchieren kann".

Ralf Meutgens, Freier Journalist: "Die Sachen, die ich jetzt mache, die mache ich wirklich mit Herzblut und weiß eigentlich vorher, es ist im Endeffekt ein Zuschussgeschäft. Und wenn ich ganz viel Glück habe, mit Nebenabsprachen, dann geht es vielleicht mal eins zu eins aus." Tageszeitungen schmücken sich gern mit Exklusivgeschichten, wie denen von Ralf Meutgens, "Nach Informationen dieser Zeitung" heißt es. Und mehr noch, der journalistische Scoup wird bei Agenturen platziert. Durch "das berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung" gekennzeichnet. Ralf Meutgens hat nichts davon.

Recherche wird nicht belohnt

Ralf Meutgens, Freier Journalist: "Teilweise wird die Sache ja so exklusiv, dass dann anschließend die Agenturen darüber berichten, dann hat man überhaupt keine Zweitverwertung mehr. Das müsste sich natürlich auch im Honorar, aber ich kann das nicht bestätigen, dass sich dann das Honorar, nach dem Motto: Jetzt habe ich die Geschichte, die ist so toll - jetzt kriegst du eben 2,50 als Zeilenhonorar."Der Zeitungsmarkt steht unter Druck, Verleger geben diesen letztlich an die freien Journalisten weiter. Gute Bilanzen sind offenbar wichtiger als guter Journalismus.

Uwe Vorkötter, Chefredakteur "Frankfurter Rundschau“: "Wenn man freie journalistische Leistung nur nach dem Preis einkauft, dann wird man natürlich nicht die Qualität einkaufen. Wenn das in die wirkliche Recherche geht, dann gehen diese Honorarsätze und qualitativ hochwertiger Journalismus jedenfalls nicht zusammen."
Siegfried Weischenberg, Professor für Journalismus: "Das ist im Grunde genommen ein ganz teuflischer Mechanismus, der da in Gang gesetzt wird. Man wird im Grunde genommen für intensive, qualitative Recherche nicht belohnt. Also wer Honorare bezahlt, für teilweise längere Artikel von 100 Euro, muss eigentlich wissen, dieser Artikel kann da nicht auf intensiver Recherche beruhen.

Nutzungsrechte per Mausklick

Arbeitsverträge für freie Journalisten gleichen Knebelverträgen. Die Konkurrenz ist groß, es gibt genügend Journalisten, die jede Bedingung akzeptieren. Zum Beispiel ihre Rechte abtreten: "Mit dem Honorar sind sonstige Kosten und Auslagen des Vertragspartners und sämtliche gegenwärtigen und zukünftigen Rechte der FTD...abgegolten. "Ein Beispiel unter vielen. Verlage zahlen einmal, nutzen mehrfach. So auch das "Handelsblatt“. Auf seiner Internetseite vermarktet der Verlag die Artikel seiner Autoren. Wer Nutzungsrechte erhalten will, kann sie einfach per Klick bestellen. "Nutzungsrechte direkt vom Verlag" wirbt die Seite. Das heißt, jeder kann Nutzungsrechte für einen Artikel kaufen – nur der Autor hat davon nichts.

Siegfried Weischenberg, Professor für Journalismus: "Es ist natürlich Teil des Problems, dass Journalistinnen und Journalisten inzwischen Verträge unterschreiben müssen, um überhaupt beschäftigt zu werden. Verträge, durch die sie praktisch alle Rechte aufgeben, ohne dass sie entsprechen höhere Einnahmen damit erzielen können."
Lars Reppesgaard, Freier Journalist: "Das bedeutet für mich, dass ich nicht nur die Rechte an meinen Texten ohne jedes Geld verschenken muss, sondern die Verlage gehen auch davon aus, dass sie mit den Texten machen können, was sie wollen. Es ist schon mal vorgekommen, dass ich meine Texte auf der Seite der "Deutschen Telekom" wiedergefunden habe, wo sich Leute fragen, arbeitet der jetzt für die Telekom?"


Verlage diktieren Bedingungen

Mehrfachnutzung muss angemessen bezahlt werden. Um das zu erreichen wurde der "Axel Springer Verlag" vom "DJV"in einem Musterverfahren verklagt. Auszug aus den Verträgen: "Eine Mehrfachnutzung der Beiträge, auch für andere Nutzungsarten... ist zulässig."– in der Regel für ein Honorar. Der "DJV" setzte vorm Landgericht Berlin durch, dass jede Veröffentlichung honoriert werden muss. Das Urteil ist vorläufig, der Fall geht wohl in Berufung, wird sich hinziehen. Bis dahin diktieren die Verlage die Bedingungen.

Siegfried Weischenberg, Professor für Journalismus: "Das sind schon ein bisschen frühkapitalistische Formen von Verträgen, bei denen sich allerdings viele Journalistinnen und Journalisten in einer schwachen Position befinden." Frühkapitalistische Verhältnisse. Ohne Einnahmequellen wie PR, können viele freie Journalisten nicht überleben.

Unmoralische Angebote

Lars Reppesgaard schreibt für Unternehmenszeitschriften, die zahlen besser als Tageszeitungen. Chefredakteure nehmen das in Kauf, wollen aber mit den Folgen nichts zu tun haben. Uwe Vorkötter, Chefredakteur "Frankfurter Rundschau“: "Freie Journalisten müssen auch die Option haben, ihr Einkommen durch Mitarbeit für Kundenmagazine, für Pressestellen etc. zu erzielen. Sie dürfen aber ihre eigentliche journalistische Tätigkeit mit der PR Tätigkeit nicht durcheinander bringen. Diese beiden Sphären müssen getrennt werden." Leicht gesagt, denn die Verlage zahlen schlecht.

Und das ist mit Ursache dafür, dass freie Journalisten auch auf unmoralische Angebote von Unternehmen eingehen. Lars Reppesgaard, Freier Journalist: "Manchmal gibt es dann auch eben weitere Anfragen, dass es heißt, Mensch, das ist doch so ein guter Text, könntest du den jetzt nicht für uns in der Tageszeitung so und so unterbringen?" Lancierte PR im redaktionellen Teil – für Reppesgaard ein Tabu. Andere Journalisten sind da skrupelloser.

Lars Reppesgaard, Freier Journalist: "So etwas zu tun, ist anscheinend ungeheuer lukrativ. Man kriegt da tatsächlich Ansagen gesagt wie: "Wenn du uns in die Zeitung bringst, kriegst du pro Nennung 1500 Euro." Freie Printjournalisten stehen unter Druck – damit gerät auch die Glaubwürdigkeit des Zeitungsjournalismus in Gefahr.

Siegfried Weischenberg, Professor für Journalismus: "Gerade heutzutage in dieser komplizierten, unübersichtlichen Welt, ist dieser Wert Glaubwürdigkeit, Vertrauen eine ganz zentrale Münze, mit der im Journalismus bezahlt werden muss. Wenn dieses Vertrauen fehlt, dann geht, glaub ich, der Journalismus nach und nach über die Wupper.“

Abmoderation:

Vielen Dank an all die Kollegen, die nicht nur am Telefon, sondern auch vor laufender Kamera mit uns über ihre Situation geredet haben. Viele waren es nicht, auch wenn Unmut und Existenzangst groß sind. Aber die meisten Freien haben - und das ist auch verständlich - Angst, sich zu äußern. Übrigens waren die Chefredakteure, mit Ausnahme von Uwe Vorkötter von der "Frankfurter Rundschau", ebenfalls nicht zu Interviews bereit. Wir fragen uns, was haben die eigentlich zu verlieren?

Quelle:
Zapp

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Die Freischreiber
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Die Darstelllung des "Trio Infernale Wilhelmshavens" sorgt für Aufregung.
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