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Methadon – Droge für die Schwachen
oder „Medizin für die Kranken“?
30|11|2009



Mit einem Aufsteller und Flugblättern machen die Betroffenen mit einer Mahnwache vor der Kassenärztlichen Vereinigung in Wilhelmshaven auf die Problematik der Methadonversorgung aufmerksam.

Diese Frage wird in unserer Gesellschaft diskutiert, seit vor über 20 Jahren das erste Mal mit dem Wirkstoff Codein versucht wurde, Hartdrogenabhängigen eine Alternative zu bieten, um von Heroin/Kokain loszukommen. Substituierende Ärzte bewegten sich zu dieser Zeit rechtlich oftmals auf sehr dünnem Eis.

In der Folge kam dann als besserer Wirkstoff Polamidon auf den Markt. Auch hier wurde versucht, den Suchtkranken – als solche wurden sie von Insidern schon damals gesehen – den körperlichen Entzug zu erleichtern und sie aus der ewigen Spirale der Beschaffungkriminalität, Beschaffungsprostitution, der völligen sozialen und körperlichen Verelendung bzw. Isolation und der Abhängigkeit von Dealern herauszulösen.

Durchschlagende Wirkung aber gab es erst mit dem Medikament Methadon. Es beseitigte nicht nur die Merkmale des „Affen“ sondern es besetzte im Gehirn die für die Sucht verantwortlichen Rezeptoren derart, dass das ununterbrochene Denken über den nächsten Schuss entfiel. Die tägliche Methadongabe macht den Kopf frei von den rund um die Uhr tätigen Gedanken, wie die Finanzmittel für den nächsten Schuss beschafft werden können bzw. wo die Droge überhaupt herkommt, wie der Dealer zu bezahlen ist, in welchem Reinheitsgrad sich der „Stoff“ gerade befindet und welche gesundheitlichen Risiken damit verbunden sind.
 
Geht man davon aus, dass – so zeigen es alle Statistiken vieler Jahre – rd. 0,5 bis 1 Prozent der Gesamtbevölkerung von harten Drogen abhängig ist und dass dieser Prozentsatz auch für ländliche Regionen gilt, lässt das den Schluss zu, dass Wilhelmshaven [80.000 Einwohner] mit ca. 400 – 800 Menschen zu rechnen hat, die von harten Drogen abhängig also suchtkrank sind.

Eine weitere amtliche Zahl besagt, dass ca. 50 Prozent der Suchtkranken aus ihrer Sucht, ihrem Elend heraus und an der Substitution mit Methadon teilnehmen wollen. Bekannt ist, dass Suchtkranke, die mit Methadon versorgt werden, nach einer gewissen Zeit der körperlichen und geistigen Rehabilitation wieder völlig am „normalen Leben“ teilnehmen, eine geregelte Arbeit aufnehmen können und Steuern zahlen, sozial völlig „normal“ integriert sind, ihre Kinder erziehen und damit wieder zu vollwertigen Mitgliedern der Gesellschaft werden könnten.

Könnten – wenn es da nicht die riesigen Probleme gäbe, wie die Gesellschaft selbst eine nach allen Regeln der rechtlichen und ärztlichen Kunst durchgeführte Substitution erschwert bzw. verhindert.

Suchtkranke, die viele Jahre auf der Strasse gelebt, die Droge jeder Mahlzeit vorgezogen haben, geregelte Tagesabläufe nicht mehr kennen, wenig Wert auf das äußerliche Erscheinungsbild legten, sind für die substituierenden Ärzte eine schwierige Klientel. In der Regel tauchen sie in Gruppen auf, führen mehr oder weniger große Hunde mit sich, sind oft genug von Aggression gebeutelt und hinterlassen jede Menge Spuren ihres Daseins.

Die regelmäßige Einnahme von Methadon darf nur von einem Arzt mit Zusatzausbildung [50 Stunden in Hannover, die er/sie selbst bezahlen muss!] durchgeführt werden. Dafür gibt es im Normalfall zwei Möglichkeiten: Die Substitution wird an einem Krankenhaus oder in der Praxis eines niedergelassenen Arztes durchgeführt.

Krankenhäuser – bis auf wenige Ausnahmen in Niedersachsen - weigern sich in der Regel dies zu tun, weil sie die „Zusammenrottung“ dieses Personenkreises befürchten, Sicherheitsprobleme  bzw. ein Imageproblem und damit ein Marketingproblem sehen. Die Stellungnahme des Reinhard-Nieter-Krankenhauses zeigt, dass weder die Leitung der Psychiatrie noch die Verwaltungsleitung des RNK gewillt sind, sich mit der Problematik zu befassen. Das Willehad-Hospital hat in der Vergangenheit die Substitution versucht, scheiterte aber dann doch an der Verhaltensproblematik der Suchtkranken [s.o].

Niedergelassene Ärzte, die ja in der Regel eine ganz normale Praxis leiten, müssen sehen, wie sie – täglich – 30 bis 40 suchtkranke Patienten in den normalen Tagesablauf ihrer Praxis integrieren. Alle Versuche, die Methadonabgabe zu organisieren, scheitern an der nicht vorhandenen Organisationsfähigkeit der Patienten. Massive Störungen des normalen Praxisablaufs, verstörte „normale“ Patienten sind die Folge. Die Praxis leidet, Patienten bleiben weg. Aus dem Umfeld der Praxis häufen sich massive Beschwerden der Nachbarn, die durch das Auftreten und die gruppendynamischen Prozesse auf der Strasse und vor der Praxis starke Verunsicherung zeigen.

Vereinzelt substituieren niedergelassene Ärzte zwei oder drei Suchtkranke. Versuche, die Substitution mit der Diakonie und/oder anderen Trägern durchzuführen, scheitern an der eigenen Zielvorstellung der Träger: „Wir sind ein suchtfreier Raum“.
 
Fazit:
Wilhelmshaven hat zwischen 600 und 800 hartdrogenabhängige Suchtkranke. 300 bis 400 wollen in die Substituierung einsteigen, um wieder ein normales Leben führen zu können. Drei niedergelassene Ärzte versorgen max. 80 Personen mit Methadon [mit allen beschriebenen positiven Entwicklungsmöglichkeiten]. Wangerland, Schortens, Jever, der Landkreis Friesland betreiben keine allgemein organisierte Substitution. Die hier betroffenen Suchtkranken addieren sich zu den Wilhelmshavenern, soweit sie nicht nach Oldenburg oder Varel fahren.

Die Summe von geschätzten 600 bis 800 substitutionswilligen aber mangels Substitutions-möglichkeiten nicht mit Methadon versorgten Suchtkranken bleibt auf dem Drogenmarkt und muss – wie auch immer [s.o.] – die Sucht weiter finanzieren. Dieser Personenkreis beschäftigt Streetworker, Sozialarbeiter, Polizei, Staatsanwaltschaften, Krankenhäuser, Landeskrankenhäuser, Gerichte und Gefängnisse: Ein Gefängnisplatz kostet zwischen 60.000 und 80.000 Euro im Jahr.

Die kassenärztliche Vereinigung, verantwortlich für die gesundheitliche Versorgung aller Patienten, weigert sich, die Substitution in Wilhelmshaven zu organisieren. Die Stadtverwaltung verweist auf den § 88, wonach keinerlei finanzielle Mittel für „freiwillige Leistungen“ ausgegeben werden dürfen.

Die niedergelassenen Ärzte, die die Substitution betreiben, sehen sich von eben diesen beiden Institutionen im Stich gelassen und haben angekündigt, dass sie die Substitution einstellen werden.

Allerdings – und das ist ihr Angebot – sind sie bereit, unter bestimmten Bedingungen weiter zu machen:
Die Räumlichkeiten in der Admiral-Klatt-Str. halten sie für ideal. Ein wenig Ergänzung im sanitären Bereich und die zusätzliche Möglichkeit, tatsächlich medizinische Untersuchungen vornehmen zu können reichten aus ihrer Sicht aus, um an diesem Ort – unbeklagt von nachbarlichen Störungen – die Substitution im für Wilhelmshaven nötigen Umfang vornehmen zu können. Weitere Vorteile sehen sie in der Tatsache, dass eine dort eingerichtete Substitutionspraxis ihnen selbst erlaubt, einerseits die eigene Praxis störungsfrei weiterführen zu können, andererseits aber mindestens 120 bis 200 Substitutionswillige versorgen und sie einer möglichen Drogenfreiheit zuführen zu können.

In diesem Zusammenhang ist unbestritten, dass ca. 15 – 20 Prozent der substituierten Patienten irgendwann das Medikament Methadon nicht mehr brauchen. Die in dieser Praxis versorgten Patienten würden, da sind sich die Mediziner sicher, dem Drogenmarkt entzogen, wären in erheblichem Maße weniger kriminell und würden einer sozialen Zukunft zugeführt, die ihnen erlaubt, an einem „normalen“ gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Nach Auskunft der substituierenden Ärzte sind ca. 20 – 25 Prozent ihrer Patienten in Lohn und Arbeit!
 
Problem:
Der Gebäudekomplex steht unter der Federführung von GGS [Grundstück – und Gebäudeservice] zum Verkauf. Käufer gibt es - aber zu Bedingungen, die GGS nicht akzeptieren kann und will. Die sich hinter dem ehemaligen Bürogebäude befindliche Halle scheint nur im Zusammenhang mit diesem Bürogebäude verwertbar zu sein.
 
Grüne Meinung:
[nach dem gemeinsamen Besuch von Fraktion und Kreisvorstand in der Admiral-Klatt-Str.]
 
Die Gesellschaft ist in dieser Substitutionsproblematik dringend in der Pflicht, ihrer Aufgabe nachzukommen. Suchtkranke sind Kranke wie alle anderen auch und deren Versorgung muss durch die kassenärztliche Vereinigung sichergestellt werden.

Die strikte Weigerung des städtischen RNK, sich auf irgendeine Weise an der Substitution zu beteiligen, muss massiv hinterfragt werden.

Das Gebäude in der Admiral-Klatt-Str. ist mit Mitteln der GGS zu einer Substitutionspraxis umzubauen. Dafür ist der nötige politische Wille einer Mehrheit im Aufsichtsrat von GGS und im Stadtrat herzustellen.

Die Mahnwache vor dem Gebäude der kassenärztlichen Vereinigung [tägl. von 11 – 13 Uhr] ist zu unterstützen.



Werner Biehl
Fraktionsvorsitzender der Grünen im Rat der Stadt

Quelle: GRÜNE | Wilhelmshaven


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