Bild: GRUPPO635.com | hufenbach


UMZU













VERMISCHTES






WETTER



Mixt "NGO´s"













PARTEIEN



Bild: GRUPPO635.com | hufenbach





Bild: GRUPPO635.com | hufenbach
   
Seit 24-03-2022 online:

FOTO: Hufenbach
Zur Webside (https://help.gov.ua/): [Hilfe für die Ukraine]

Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?
15|09|2014



Der Autor Stefan Engel während einer Buchvorstellung.

Zum Inhalt: 
Das Buch gliedert sich in vier Hauptkapitel mit jeweils mehreren Untertiteln. Im Vorwort wird den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für sachkundige Beiträge gedankt. Ein ausführliches Literaturverzeichnis hängt an.

DDas erste Kapitel widmet sich der "grundlegenden Einheit von Mensch und Natur". Kernpunkte sind u.a. die "Dialektik der Natur" und die "Biosphäre als Grundlage menschlichen Lebens", letztere mit den Untereinheiten der Lithosphäre, Hydrosphäre und Atmosphäre. Diese werden nicht als scharf voneinander abgegrenzte Sphären, sondern als Teile eines zusammenhängenden globalen Systems gesehen. "Dialektik der Natur" deutet die grundlegende Fähigkeit lebender Systeme zur selbstregulatorischen Steuerung der Wechselwirkungen zwischen inneren Strukturen und Prozessen an [der Geophysiologe W.I. Vernadsky ist ein Vertreter dieser These].

Eine der Thesen zur Einheit von Mensch und Natur lautet, dass Lebewesen nicht nur funktionelle Elemente von Ökosystemen seien, sondern gleichzeitig "lebendige Inspiration für Geist und Kultur des Menschen. Die Artenvielfalt der Erde ist deshalb eine der existentiellen Ressourcen der Menschheit und wesentliches Qualitätsmerkmal der Biosphäre" [S. 35].

Nach Stefan Engel ist die gegenwärtige Diskussion der Klimakontrolle aufgrund der Ignoranz der Wechselwirkungen zwischen Faktoren des Klimawandels und der anthropogenen Umweltkrise unglaubwürdig. Er führt aus, dass solche "Analysen" den "pseudowissenschaftlichen Freibrief für die Fortführung der auf Verschwendung von Ressourcen beruhenden Lebensweise im Kapitalismus" liefern.

Der Positivismus und die religiös postulierten Gegensätze zwischen Geist und Materie, Mensch und Natur, Seele und Leib, Arbeit und Natur werden kritisch hinterfragt. Mensch und Natur treten in ihrer Produktion in Beziehung zueinander, und "nur innerhalb dieser gesellschaftlichen Beziehungen und Verhältnisse findet ihre Einwirkung auf die Natur statt" [S. 54].

Am Schluss des ersten Kapitels wird die "allgemeine Geringschätzung der Umweltfrage in der Arbeiterbewegung" hinterfragt. Historische Versäumnisse zur Änderung dieser Position werden eingeräumt.

Im zweiten Kapitel wird der Zusammenhang zwischen "Kapitalismus und Umweltzerstörung" erörtert. In drei Unterkapiteln wird über 1. Die Untergrabung der natürlichen Lebensgrundlagen und Ruinierung der Arbeitskraft; 2. Die Umweltkrise als Begleiterscheinung des Imperialismus; 3. Die Umweltkrise als gesetzmäßige Erscheinung gesprochen. Im ersten Unterkapitel werden die historischen Etappen beschrieben, in denen sich der "Stoffwechsel von Mensch und Natur" vom Gebrauchswert zum Tauschwert veränderte und mit der industriellen Großproduktion einen dominanten Einfluss auf die Biosphäre erhielt. Das neue Niveau von Arbeit, Wissenschaft und Technik habe allseitige, tief gehende Eingriffe in die Natur möglich gemacht. Fördermengen fossiler Energieträger wurden gesteigert, Städte wuchsen rasant mit der Konzentration der Arbeiter in Bergbau, Textil-, Stahl- und Maschinenindustrie, landwirtschaftlicher Ertrag wuchs durch extensiven Flächenverbrauch und wurde später durch Düngereinsatz und weitere Technik intensiviert. Transportwesen, Kommunikation, globale Verflechtungen und die Ausbeutung der Arbeitskraft der Lohnarbeiter nahmen zu. Armut und Elend breiteten sich in Arbeitersiedlungen aus, natürliche Lebensgrundlagen wurden untergraben, Arbeitskraft ruiniert. Entfremdung vom Arbeitsprozess führte zur Entfremdung von der Natur, als Folge zu Raubbau, Vergiftung, Deformierung: "Der Arbeiter produziert nicht für die Befriedigung seiner Lebensbedürfnisse, sondern für die des Kapitals. Das entfremdet ihn vom Arbeitsprozess und vom Produkt seiner Arbeit. Dieser entfremdete Charakter der Arbeit entfremdet den Menschen zugleich von der Natur" [S. 67]. Umweltkrisen seien eine Folge der zunehmenden Ungleichgewichte des Stoffwechsels zwischen Mensch und Natur. Mit dem Zitat Friedrich Engels‘ wurde unterstrichen, dass jeglicher Eingriff in die Natur unvorhergesehene Reaktionen hervorruft, die den Erfolg des Vorhabens, das den Eingriff forderte, auch wieder rückgängig machen können [S. 65/66].

Die sich beschleunigende rücksichtslose Ausbeutung der Naturressourcen wird auf ökonomische Gesetzmäßigkeiten bezogen [S. 78-91]: die Ausdehnung des Kapitals und der Massenproduktion auf Kosten natürlicher Ressourcen, die Plünderung natürlicher Ressourcen zur Senkung der Kosten der Produktionsmittel, sowie die Deformationen von Mensch und Natur.

Im dritten Kapitel  wird der Anfang der 1990er Jahre wahrnehmbare Umschlag von der Umweltkrise in eine globale Umweltkatastrophe besprochen. Hauptmerkmale seien die Zerstörung der Ozonschicht, die beschleunigte Vernichtung der Wälder, die heraufziehende Weltklimakatastrophe, die deutliche Zunahme regionaler Umweltkatastrophen. Seitdem habe sich nicht nur jeder einzelne Faktor quantitativ weiterentwickelt, sondern in der Beschleunigung der Entwicklung habe sich auch eine neue Qualität ausgebildet, deren Zerstörungsprozess mehr und mehr die gesamte Biosphäre erfasse. Als Faktoren der neuen Qualität werden genannt: die drohende Gefahr umkippender Weltmeere, die Zerstörung regionaler Ökosysteme und das Artensterben, der rücksichtslose Raubbau an Naturstoffen, Vermüllung, Vergiftung und Verschmutzung, die unverantwortliche Nutzung der Atomenergie, zerstörerische Methoden beim Abbau fossiler Rohstoffe, Mangel an sauberem Süßwasser, Überausbeutung der Arbeitskraft und Zerstörung der natürlichen Lebensbedingungen. Diese bemerkenswerte Aufzählung und Besprechung der Faktoren erzeugt "Katastrophenalarm" im Sinne des Buchtitels.

Im Begriff "Ökologismus" [viertes Kapitel] werden die vielfältigen und dennoch vergeblichen  Versuche der Umweltpolitik zusammengefasst, die globale Umweltkrise in den Griff zu bekommen. Das begann 1972 mit der Studie "Grenzen des Wachstums" auf Initiative des Club of Rome. Darin wurden nicht die "unermessliche Profitgier der internationalen Monopole" [S. 230] als eigentliche Ursache des Raubbaues an der Natur hinterfragt, sondern Änderungen im Verhalten der Menschen und der gesellschaftlichen Strukturen  gefordert. Der Begriff "Umweltschutz" fand Eingang in die Programme bürgerlicher Parteien und Regierungen. Trotz aller Bemühungen beschleunigte sich die Umweltkrise, gleichzeitig nahm die Glaubwürdigkeit in die nationale und internationale Wirksamkeit der Umweltpolitik ab. Bis heute wird versucht, diese "durch gezielte Verbreitung von Illusionen" wieder herzustellen [siehe die gelungene Diskussion zum "Greenwashing" im Buch auf Seite 232].

Eigene Gedanken beim Lesen des Buches:

Zwei Titelbegriffe stimmen auf die Kernpunkte des Buches ein: "Einheit von Mensch und Natur" unterstreicht, dass menschliches Sein nicht nur biologisch, sondern insgesamt als untrennbar von der Natur zu verstehen ist. Der Begriff "mutwillig" weist darauf hin, dass der historische Prozess der Entfremdung der Menschen von der Natur gewollt war und ist. Heute, wo technisch-wirtschaftliche Eingriffe in die Natur vermehrt von ökologischen Krisen begleitet werden, wird Entfremdung von der Natur auf besonders subtile Art geübt. Einerseits möchten Politiker und Regierungen die Allgemeinheit glauben lassen, dass die Sache der Umwelt bei ihnen in guten Händen sei. Andererseits können gefährliche Folgen von Eingriffen in Landschaften und Ökosysteme nicht geleugnet werden; sie werden meist so dargestellt, als würden nur wenige Personen betroffen, die Fälle seien somit statistisch nicht signifikant. Welche Brutalität hinter solcher Aussage steht, wird deutlich, wenn ahnungslose Menschen z.B. mit Radioaktivität, in die Umwelt freigesetzt, kontaminiert werden.

Manipulationen öffentlicher Meinung wollen Vereinzelung. Aktionen Einzelner gegen Umweltzerstörungen sind für Verursacher der Zerstörungen weniger gefährlich als Gruppen. Einzelne Verbraucherkritik gegen Schadstoffe in Nahrungsmitteln gefährdet nicht ernsthaft den Absatz der Risikoprodukte.

Neben der Ausübung existenziellen Drucks ist Verharmlosung ein probates Mittel, um Proteste zu entkräften. Im vorliegenden Buch wird der Physiker Prof. Bertram zitiert, der in seiner Kritik an mathematischen Modellen auf die Verharmlosung radioaktiver Strahlung in ihrer Wirkung auf den Menschen hinwies [S. 40]. Ähnlich erschreckende Verharmlosungen begegneten mir bei Recherchen zur staatlich genehmigten Versenkung radioaktiver Abfälle im Meer: eine Fülle einseitiger, aus dem Zusammenhang gerissener [kurz: "verklitterter"] Aussagen über angebliche Verträglichkeit der Umwelteingriffe, Ignoranz von Fakten, Generalisierung von Kurzzeitbeobachtungen, statistische Nivellierung wichtiger Messdaten; unterm Strich liest man dann: Ökologische Folgen des Eingriffs: unerheblich!"

"Die objektiv richtige Widerspiegelung der Erscheinungen und Vorgänge der Natur im Kopf des Menschen" sei Grundlage für die Beherrschung der Natur [Lenin, im Buch zitiert]. Doch machen subjektiv falsche Widerspiegelungen auch vor dem Sozialismus nicht Halt. Ein klassisches Beispiel ist der Agraransatz Lyssenkos‘, der postulierte, dass Erbeigenschaften durch Umweltbedingungen bestimmt werden könnten; dieser vom stalinistischen Regime als valide angesehene, geförderte Ansatz brachte der Sowjetunion Missernten und Hungersnot. Renommierte Biologen, die gegen den Ansatz sprachen, wurden diskreditiert, wenn ihnen nicht sogar Schlimmeres passierte. Ähnliches gab es im Regime des Nationalsozialismus. Doch schließen auch die heute üblichen Verfahrenswege zur Begutachtung der Umweltverträglichkeit industrieller Eingriffe Falscheinschätzungen nicht aus. Meistens handelt es sich um Prognosen, denen, selbst in Form mathematischer Modelle [siehe Zitat von Prof. Bergmann auf S. 40 des Buches], die empirische Überprüfung der Folgen des beabsichtigten Eingriffs in die Natur fehlt. Genehmigungen von Vorhaben stützen sich somit meist auf Gutachten, die im Wahrheitsgehalt unsicher sind. Hinzu kommt, dass in vielen Gutachten sogenannte Schutzgüter aneinandergereiht besprochen werden, ohne natürliche Zusammenhänge und Wechselbeziehungen zu analysieren, geschweige denn, empirisch nachzuweisen, dass keine Veränderungen stattfinden werden. Wird eine Art begutachtet, die bereits auf der Roten Liste steht, folgt häufig die Behauptung, dass sie durch vorhabenbedingte Veränderungen von Ökofaktoren nicht berührt würde. Solche Aussagen, bar jeglicher empirischer Beweise, erfolgen meist nur auf relativ kurzen Zeitskalen. Problematisch ist das fehlende Langzeitdenken in vielen Gutachten. Ignoriert wird dabei, dass Konsequenzen eines Eingriffs in ein Ökosystem auch erst nach langer Zeit erkennbar werden können [Beispiel Schwund von Arten oder Populationen]. Ökologen wissen, dass selbst Legislaturperioden zu kurz sind, um schleichende ökologische Veränderungen auszuschließen.

Wissenschaft wird nach Aussagen des Buches von Monopolen beherrscht. Somit gibt es wenig Hoffnung, dass unabhängige Forschung noch die Realisierung eines industriellen Vorhabens hindern könnte, das zur Gefahr für Mensch und Umwelt wird. Zu schnell sind Interessensvertreter der Vorhaben bereit, die angebliche Unbedenklichkeit zu attestieren. Solche Haltungen verschärfen die Krise zwischen Mensch und Natur. Friedrich Engels‘ Erkenntnis, dass "unsere ganze Herrschaft über sie [die Natur] darin besteht, im Vorzug vor allen anderen Geschöpfen ihre Gesetze erkennen und richtig anwenden zu können" [S. 47/48], hat für das heutige Gutachtergeschäft nahezu nur noch den Wert eines Lippenbekenntnisses.

Das vorliegende Buch artikuliert den gesellschaftspolitischen Zusammenhang zwischen der Neuorganisation internationaler Produktion, damit verbundener Überakkumulation von Kapital und daraus sich entwickelnder und rasant beschleunigender Ausbeutung natürlicher Ressourcen [Raubbau in der Tiefsee, Schiefergasförderung [Fracking], Uranexploration in der dritten Welt sind nur einige der unzähligen Beispiele]. Die Ausführungen über die Störung des Stoffwechsels zwischen Mensch und Natur, einem der beherrschenden Themen des Buches, sind lesenswert. Stoffwechsel, d. h. die chemische Veränderung von Stoffen für den Aufbau und die Erhaltung von Körpersubstanz sowie für die Gewinnung der für energieverbrauchende Aktivitäten erforderlichen Energie ist das universelle Kennzeichen des Lebendigen auf allen seinen Organisationsstufen: der Biosphäre, den Ökosystemen, Lebensgemeinschaften, Populationen, Einzelorganismen, der lebenden Zelle. Menschen entnehmen wie jedes andere Lebewesen Stoffe aus ihrer Umwelt, geben sie verändert zurück und verändern damit die Umwelt. Sie könnten mit Hilfe eigens entwickelter wissenschaftlicher Nachweise durchaus objektiv über Ausmaße und Konsequenzen ihrer Eingriffe in Naturhaushalte befinden. Doch leider wird diese Fähigkeit bis heute korrumpiert. Die sich häufenden ökologischen Krisen reflektieren menschliche Dummheit, an einen Sieg über die Natur zu glauben [Friedrich Engels sah das bereits visionär; siehe im Buch S.63].

Der krisenhafte Charakter menschlichen Stoffwechsels mit der Natur findet seinen Ausdruck in der sich beschleunigenden Umweltzerstörung. Ihr Ausmaß misst sich allein schon am Verbrauch natürlicher Ressourcen für die Warenherstellung, der um ein Vielfaches größer ist als das schließlich vermarktete Produkt. Mehrwertschöpfung aus Massenproduktion bestimmt, dass es billiger ist, immer neue Ressourcen zu explorieren und immer mehr Abfälle in der Biosphäre zu "entsorgen", als den gesellschaftlichen Stoffwechsel in eine Kreislaufwirtschaft zu integrieren. Der Profitgier fallen Wälder zum Opfer, die abgeholzt, und Meere, die als Müllhalden missbraucht werden. Wie im Buch ausgeführt, zerstört der Kapitalismus gnadenlos die Umwelt, untergräbt natürliche Lebensgrundlagen und ruiniert die Arbeitskraft.

Ein erklärendes Nachwort:
Ich fand die wissenschaftlichen Grundlagen der Gefährdungen von Mensch und Biosphäre im Buch in einer Sprache geschrieben, die sie auch für Laien gut verständlich macht. Es ermöglicht sehr interessante Gedankengänge über die gesellschaftspolitische Bedingtheit der sich mehr und mehr beschleunigenden ökologischen Gefährdungen. Die heute zunehmende Tendenz, Widerstände der Öffentlichkeit mit den subtilen Methoden des Verschleierns und Schönredens zu entkräften, fordert wissenschaftlich begründetes Gegenargumentieren. In meiner Rezension habe ich mich vor allem darauf und auf die in allen Teilen beispielhaft dargestellten Hauptmerkmale der Zerstörung der natürlichen Umwelt und Ressourcen konzentriert. Schwer fällt es mir allerdings, mich den Lösungsvorschlägen im Sinne einer sozialistisch-kommunistischen Ideologie anzuschließen.

Dr. Gisela Gerdes


Sie möchten diesen Artikel kommentieren? - Kein Problem:
Hier klicken, Artikelstichwort angeben
und Kommentar über das Kontaktformular an die Redaktion senden!
Vielen Dank!


Startseite/Aktuell | Kontakt | Links | Termine | Impressum | Karikaturen |
Fiktive Interviews| Schicken Sie uns Ihre Leserbriefe | Archiv | Spenden |
Leserbriefe | Newsletter |

Wilhelmshavener Momente

Bild: GRUPPO635.com | hufenbach

Die Darstelllung des "Trio Infernale Wilhelmshavens" sorgt für Aufregung.
Eine Menge Wilhelmshavener Bürgerinnen protestieren unter dem Motto "Planungswahnsinn am Banter See tut 5.000 Menschen weh" für den Erhalt des Banter Sees, so, wie er ist. Sie wehren sich gegen eine Wohnbebauung für "Priveligierte". Mehr dazu in einem Video ... [das Bild ist vom 15-07-2014] ... .... zum Video | youtube ...



Wenn Sie auch ihre ganz persönlichen Momente auf dem Bürgerportal Wilhelmshaven veröffentlichen möchten, senden Sie ihre Bilder an:
redaktion@buerger-whv.de
Vielen Dank!

Archiv:
Archiv | Wilhelmshavener Momente
nach oben