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Zu: „Algenschleim landet im Riesensauger“ [WZ vom 9.7.10]
12|07|2010



... sah schon etwas hilflos aus, der Kampf gegen die Blaualgen, indem man einen ganz geringen Teil absaugt - mehr als PR-Kosmetik war es allerdings nicht!

Nach der Lektüre des Berichts in der WZ vom 9.7.2010 über Maßnahmen zur Bekämpfung der Cyanobakterien [Blaualgen] im Banter See kann ich nicht umhin, tiefes Mitleid mit den Leuten zu empfinden, die diesen Organismen beruflich den Kampf ansagen müssen, aber auch mit den Leuten, die hoffen, ihre Freizeit an oder auf diesem Gewässer verbringen zu können, zumal es um das Strandleben an Wilhelmshavens Küsten nicht gerade optimal bestellt ist.

… so drängt es mich, einfach mal von der anderen Seite her zu fragen, denn was sie auf ihren Belustigungsreisen auf Kosten der Allgemeinheit – und mit Allgemeinheit meine ich die große Masse der Minderbegüterten in unserem Lande – bewegen, bezwecken, verrichten oder was sonst auch immer, das muß man doch nicht erst großartig zu erklären versuchen.

Ich empfinde Resignation, weil ich befürchte, dass der „Kampf gegen die Algen“ [WZ] ein Kampf gegen Windmühlenflügel ist. Dazu eine Analogie: Vielleicht hielt Don Quijote seinen Kampf nicht als aussichtslos, weil der antreibende Wind zeitweilig kräftig blies, dann wieder fehlte, und vorübergehender Stillstand der Flügel ihm Hoffnung suggerierte, die vermeintlichen Riesen besiegen zu können.

So ist das auch mit den ‚Blaualgen’: sie sind plötzlich da, zeigen Massenwachstum [‚Blüten’] von ungeahnten Dimensionen, und sind plötzlich wieder unsichtbar, so dass Laien beglückt konstatieren: ‚sie sind weg!’

Leider sind sie es nicht. Während der Absterbephase stirbt nicht alles ab und riecht dann halt nur unangenehm, sondern es formt sich auch ständig etwas um: Die Arten überleben, weil sie zur hochgradigen Verzögerung ihrer Stoffwechselaktivität fähig sind [sogenannte Dormanz]. Jede Blüte produziert nicht nur Unmengen schleimiger Biomasse, die man abzusaugen versucht, sondern auch Schläfer, die zum Gewässerboden absinken. Ihr ‚Erwachen’ wird durch Außenfaktoren, hormonell und/oder genetisch gesteuert. Zum richtigen Zeitpunkt steigen sie wieder auf und spielen zum Entsetzen der Don Quijotes wieder ‚Monster’.

Sie sind keine Monster, sondern ganz natürliche und hochinteressante Lebewesen, die als Bakterien über eine Geschichte von bisher ca. 3,8 Milliarden Jahren verfügen und ökologisch höchst flexibel sind, die ‚nur’ das Pech haben, im Verlauf ihres Daseins auf diesem Globus immer wieder in Interessenskonflikte mit zwei-, vier-, sechs-, acht- oder zehnbeinigen Mitgeschöpfen zu geraten [z.B. mit Banter See-Nutzern].

Allerdings waren und sind diese Organismen, die man aufgrund ihrer ökologischen Flexibilität und Überlebensfähigkeit auch als „Extremophile“ bezeichnet, von der Natur so ausgestattet, dass sie solche Konflikte häufig für sich entscheiden. Gleichsam angetan von dem apokalyptischen Buch ‚Der Schwarm’ von Frank Schätzing kann ich nicht umhin, einen literarischen Bezug herzustellen und den Kampf gegen die Lebensform vor unserer Haustür wie ein Realkapitel aus diesem Buch zu erleben.

Resignation hat mehrere Gründe: immer wieder enttäuschte Hoffnungen beim Auftreten neuer Blüten, Angler wie im Bericht erwähnt , die trotz der stinkenden Brühe den Fisch essen [ob das noch Genuss bereitet?]; Patentrezepte, weil sie Hoffnungen nähren, die nicht greifen; Freistrahleraktionismus; Beschwichtigungen [„jahreszeitlich bedingte Algenblüte“]; immer noch genehmigte Einleitungen in den See; Versuche, schnell ursächlich etwas klären zu wollen, was man gar nicht versteht; Tendenzen, Gesundheitsgefahren auf Hautreizungen, Übelkeit und „Geruchsbelästigung durch Faulgase“ [WZ] zu beschränken, obwohl die Toxine brisanter, weil karzinogen sind und Langzeitschäden verursachen können.

Der Banter See ist künstlich entstanden, abflussfrei, nur noch sehr schwach brackig und vermutlich immer noch erheblich von militärischen Altlasten unbekannter Größenordnungen durchsetzt, deren bakterielle Zersetzung und Korrosion möglicherweise dem Blaualgenwachstum zusätzlich wichtige Zellbausteine, zum Beispiel gelöste Spurenelemente, liefern. Ich vermute, dass ein komplexes Zusammenspiel dieser und anderer Faktoren die Besiedlung durch Blaualgen generell begünstigt und jeweils nur ein zusätzlicher Impuls, z.B. ein Anstieg der Wassertemperaturen über ca. 18°C, nötig ist, um Massenwachstum auszulösen, das lange auch gar nicht wahrgenommen werden muss, zumal es im tieferen bodennahen Bereich durch allmähliches Auskeimen der ‚Schläfer’ unterstützt wird.

Was kann man tun?

Den ‚Stall des Augias’ [sprich die militärischen Altlasten im Untergrund] ausmisten? Das halte ich für utopisch. Intensive Erforschung der maßgebenden Faktoren? Notwendig, aber teuer und langwierig, Gründe genug, um die nötige Finanzierung abzulehnen. Noch mehr Freistrahler? Wer weiß, ob dieser Schuss nicht nach hinten losgeht [z.B. ‚Schläfer’ beflügelt]. Den Grodendamm öffnen oder verrohren? Ob da die natürliche Hydraulik für den Wasseraustausch ausreicht?

Blüten absaugen? Das halte ich mit Herrn Tobias für „Absaugekosmetik“. Die hochkonzentrierte Sole aus dem Kavernenausbau einleiten? Da hat möglicherweise Herr Redelfs in seinem Leserbrief Recht, der dieser Maßnahme wie auch der Grodendammverrohrung auf der Basis von Berechnungen nur geringe Effizienz zuweist.

Betrachtet man einerseits die Fähigkeit der ‚Blaualgen’ als Überlebenskünstler, andererseits unsere Hilflosigkeit, ihnen nachhaltig zu Leibe zu rücken, schließlich die Wahrscheinlichkeit, dass sich die hohen Temperaturen dieses Sommers in den nächsten Jahren wiederholen könnten, scheint die Gewährleistung eines dauerhaft gesunden Badespaßes im Banter See für die nähere Zukunft eher unwahrscheinlich.

Vielleicht ist hier Resignation ehrlicher als teurer Aktionismus.


Dr. Gisela Gerdes

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