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Die Idee des »gemeinsamen Erbes der Menschheit« ist in Gefahr 04|08|2010
Moderne spanische Trawler zwingen die afrikanischen Kleinfischer ins Elend.
Die Meere zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Nicht oft haben Ereignisse auf den Weltmeeren eine solche Aufmerksamkeit erfahren wie in den vergangenen Monaten: Der Untergang der Förderplattform »Deepwater Horizon« und die nachfolgende massive Ölverschmutzung haben viele Wochen lang das öffentliche Interesse hinaus auf den Golf von Mexiko gelenkt.
In der Regel erfahren die Meere und die sie betreffenden politischen Entscheidungen keine dermaßen große Aufmerksamkeit. Wir leben zwar auf einem »Blauen Planeten«, aber für die meisten seiner menschlichen Bewohnerinnen und Bewohner sind die Ozeane und ihre Küsten selten mehr als ein Urlaubsziel. Auf politischer Ebene und auch in ökonomischer Hinsicht hat sich in den vergangenen Jahren an dieser Situation jedoch einiges verändert.
So hat die EU eine ganze Reihe maritimer Strategien verabschiedet, die versuchen, eine kohärente Meerespolitik für die Mitgliedsstaaten zu entwerfen. 2007 hat die EU-Kommission im so genannten »Blauen Buch« ihre entsprechenden Überlegungen festgehalten und erste politische Ziele formuliert. Dort heißt es einleitend: »Eine integrierte Meerespolitik wird Europa in die Lage versetzen, den von der Globalisierung, dem Klimawandel, der Gefährdung der Meeresumwelt, der Problematik der Energie-Versorgungssicherheit und der Nachhaltigkeit sowie dem zunehmenden demografischen Druck auf Europas Küsten ausgehenden Herausforderungen besser als bisher zu begegnen.«
Wie auch eine Reihe weiterer Maßnahmen markieren diese Initiativen eine der wesentlichen Veränderungen im Feld der Meerespolitik. Während sich früher das Interesse am Meer meist auf dessen Oberfläche beschränkte, reicht es heute bis in seine größten Tiefen hinab. Ein weltweiter Wettlauf wurde gestartet, dessen Zielpunkt unter der Meeresoberfläche liegt. Der Preis des Siegers sind die Ressourcen der Meere - Erdöl, Mangan, Gold, Methanhydrat, die Fische der Tiefsee und anderes mehr.
Im Kontext der Globalisierung, der Industrialisierung der Schwellenländer und einer sich intensivierenden Nutzung der Natur werden natürliche Ressourcen mehr und mehr zu einer Mangelware. Steigende Preise und sinkende Vorräte an Land machen die Erkundung und Förderung von Lagerstätten vor den Küsten und selbst in der Tiefsee lukrativ. Unterwasserlandschaften, deren Ökologie und deren Lebewesen kaum bekannt sind, werden nun mit zunehmender Geschwindigkeit zu Pioniergebieten neuer ökonomischer und technologischer Unternehmungen.
Obwohl die 1994 ratifizierte und inzwischen von mehr als 160 Staaten anerkannte UN-Seerechtskonvention die Nutzung der Weltmeere regelt und die Ozeane als »gemeinsames Erbe der Menschheit« definiert, spitzen sich die Konkurrenzen um die Meeresressourcen zu. So weit als möglich versuchen einzelne Staaten ihre Ansprüche auf den Weltmeeren auszudehnen und sich mögliche Fundstätten zu sichern. Die Grenzen der vereinbarten »Ausschließlichen Wirtschaftszonen«, die den jeweiligen Anrainern durch die Konvention zur wirtschaftlichen Nutzung überlassen wurden, sind in verschiedenen Regionen strittig: Japan hat einen Konflikt mit Südkorea um die Grenzziehung auf See, China mit mehreren ostasiatischen Ländern und Russland mit den Anrainern des Arktischen Ozeans.
Der Gedanke von den Ozeanen als Gemeingut der Menschheit, das allen zugute kommen soll und dessen Umwelt zu schützen ist, droht dabei verloren zu gehen. Um einer global ungerechten und unregulierten Verteilung der Ressourcen der Weltmeere und einer Fortschreibung umweltschädlicher Praktiken auf See zu begegnen, erscheint eine Vernetzung von umwelt- und entwicklungspolitischen NRO und die gemeinsame Erarbeitung geeigneter Kampagnen sinnvoll und notwendig.
Auf der einen Seite stehen viele dieser Entwicklungen noch am Anfang und mögliche Weichenstellungen sind beeinflussbar. Auf der anderen Seite sind Ereignisse wie im Golf von Mexiko erste Anzeichen für die gravierenden Auswirkungen der aktuellen Politik. Und nicht zuletzt auch um die sozialen und politischen Dimensionen der Meerespolitik in ihrer ganzen Breite zu erfassen ist es nahe liegend, dass sich die sozialen Bewegungen mit ihren unterschiedlichen Blickwinkeln und Erfahrungen an dieser Stelle ergänzen. Ausgehend von einer solchen Basis gilt es die Idee von den Weltmeeren als Gemeingut erneut zu stärken und die EU und ihre Mitgliedsländer aufzufordern ihre meerespolitischen Konzepte in diesem Sinne anzupassen.
Gelingt es, in der Meerespolitik einen Schritt in diese Richtung weg von dem »für uns« hin zu dem »für alle« zu machen, so kann dies beispielhaft auf andere Bereiche im Schnittfeld von Umwelt- und Entwicklungspolitik wirken - wie etwa der Klimapolitik.
Kai Kaschinski
Quelle: WATERKANT | Sonderdruck
Diese
Beilage zur WATERKANT und die in ihr versammelten Beiträge sind sowohl
eine Einladung als auch ein Plädoyer dafür, sich in der Meerespolitik zu
engagieren und dabei deren entwicklungs- und umweltpolitische
Dimensionen zusammenzuführen.Ein erstes Treffen Interessierter soll voraussichtlich am 17. November 2010 in Berlin stattfinden.Anmeldungen oder Nachfragen senden Sie bitte an die folgende Mailadresse:verein.intkom[at]gmx.deNähere Informationen zu den organisatorischen Details werden Ihnen von uns zugeschickt.
Weitere Informationen zum Thema sind unter anderem zu findenin der Broschüre »Wem gehört das Meer?« [74 Seiten, 2 Euro] zu bestellen überverein.intkom[at]gmx.deund auf der Webseite des EED
www.eed.de/fischereiEvangelischer Entwicklungsdienst [EED] Arbeitsstelle Agrarhandel und FischereiUlrich-von-Hassel-Straße 76 · 53123 Bonn · Tel.: 0228 - 8101 2502francisco.mari[at]eed.de
Verein für Internationalismus und Kommunikation e. [IntKom]Bernhardstraße 12 · 28203 Bremen · Tel.: 0421 - 72034www.fair-oceans.info
Anm. d. Bürgerportal-Redaktion: Wenn
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