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Kulturentfaltung?
01|07|2013



Wenn sich nicht einmal Kinder in Wilhelmshaven entfalten können, wie soll es dann die Kultur tun?

Wilhelmshaven, ein Dorf am Jadebusen, sucht mit aller Macht nach Auswegen, um positiv bekannt zu werden und Menschen anzuziehen, nicht zuletzt, um die Wirtschaft zu beleben.

Bei einer Sendung von "nordwestradio unterwegs" am 26.Juni 2013 wurden hauptsächlich Wilhelmshavens Kulturdefizite deutlich, denn ausser dem immer wieder als Leuchtturm erwähnten Stadttheater, also der Landesbühne, sucht man vergebens nach etwas, was die Stadt am Jadebusen charakterisiert.

Das einzige, was neben dem Stadtheater vielleicht erwähnenswert erscheint, allerdings in negativer Hinsicht, ist das Dogma der Industriekultur. Laut deren Protagonisten hätte eben diese Wilhelmshaven schon längst "Goldene Wasserhähne" bringen sollen, also Geld zum investieren in Hülle und Fülle.

Genau das Gegenteil ist aber der Fall und es wird da gespart, wo es im Leben anfängt Spass zu machen, bei den "Freiwilligen Leistungen" und damit vornehmlich bei Bildung und Kultur, trotz Neubau eines Gymnasiums.

Der Neoliberalismus in seiner entarteten Form hat auch Wilhelmshaven erfasst und hinterlässt seine Spuren. Anstelle einer Wirtschaftsauffassung mit festen Rahmenbedingungen durch die Politik ist er heute ein unbeherrschbares Instrument, dass sich eigentlich selbst regulieren soll, so behaupten es zumindest konservative PolitikerInnen, trotz aller negativen Auswirkungen. Anstatt Früchte zu tragen, genehmigt sich diese Art des Wirtschaftsdenkens jede Menge Steuergeld aus der Gemeinschaftskasse, um Löcher zu stopfen, die niemand vorher gesehen haben will – man nehme nur einmal den Containerterminal Wilhelmshaven, ein Projekt, in dem Milliarden einfach so versickern.

Wilhelmshaven hat eine Herkulesaufgabe vor sich, will es selbst mitsamt seiner Kultur jemals wieder auf die Beine kommen. Die Gesprächskultur, die es in Wilhelmshaven einmal gab, hat sich in eine Polarisationskultur verwandelt und Lagerbildung bestimmt das Tagesgeschehen.

Das "Lokale Heimatblatt" ist eine Art Leitbild, das zu bestimmen versucht, was Kultur eigentlich ist. Da sind die Konzerte der Bundeswehr, die Wirtschaftstreffen, das Labskausessen, das permanent nach Weltrekorden trachtet, die Opulenten Frühstückchen, natürlich ohne Fussvolk, maritime Elite-Treffen ohne nachhaltige Auswirkungen, Kanzler- oder Bundespräsidentenbesuche, Bürgermeisterauswahlentscheidungsveranstaltungen und immer wieder die selben Gallionsfiguren, die gebetsmühlenartig immer wieder ihre gleichen Vorstellungen für eine Goldene Zukunft präsentieren, die es letztendlich nur für einige wenige gibt, vornehmlich für sie selbst und ihre Unternehmen.

Übrig bleibt ein zerstrittenes Fussvolk, das sich auch untereinander nicht "grün" ist und so dreht sich die Kommune konzeptlos im Kreis, während sich die wenigen Partizpatoren am Kuchen ihrer eigenen Philosophien ein schönes Leben machen und am liebsten unter sich in ihren Kreisen feiern.

Das Wilhelmshaven mehr bietet, als diese aufgezählten Dogmen, die Wilhelmshaven eher in negativer Hinsicht bekannt machen, versucht nicht nur der neue Tourismuschef zu beweisen, sondern auch die Kunsthallenleiterin. Der Oberbürgermeister schwankt zwischen erdrückend monetär beschränkten Rahmenbedingungen und das Stadttheater scheint etabliert. Die Wilhelmshavener Tourismusorganisation und überhaupt Kultureinrichtungen sind defizitäre Bereiche, die fast immer Zuschüsse benötigen, die natürlich erwirtschaftet werden müssen, womit sich Wilhelmshaven aus Sicht eines überstrapazierten Haushaltes heraus derzeit und auch zukünftig schwer tun wird.

Das Spardiktat hat auch Wilhelmshaven erreicht und der neue Tourismuschef versucht Konzepte anzustoßen, welche er genau meint, das sagte er in der Sendung von "nordwestradio unterwegs" am 26. Juni 2013 nicht so genau, aber dass sich in zwei bis drei Jahren definitif etwas verändern wird, das weiss er schon jetzt ganz genau.


Schmiererei - Kunst oder Sub-Kultur?

Mitten in dieser Diskussion kam auch zur Sprache, dass man das Küstenmuseum und die Kunsthalle zusammenlegen wolle, was die Kunsthallenleiterin zum ersten Mal hörte. Sie interpretierte diese durch fehlendes Geld aufgeworfene Möglichkeit, als würde man "Äpfel mit Birnen" zusammenlegen und wünschte sich für die Zukunft, dass man, bevor man so etwas öffentlich macht, doch einmal vorher mit ihr sprechen solle.

Michael Diers, der neue Tourismuschef hat schon bewiesen, dass er Highlights nach Wilhelmshaven bringen kann. Als Moderator von Radio Jade wurde durch sein Engagement und einer Sammlung von über 3.000 Euro der Film "Blut muss fliessen" gezeigt und somit der Rechtsradikalismus thematisiert, was zunächst einmal dem neuen Oberbürgermeister und vielen PolitikerInnen nicht so ganz geheuer war, die befürchteten, dass es zu unangenehmen Begegnungen während der Aufführung kommen könnte, eine Befürchtung, die sich in Luft auflöste.

Dieses Beispiel zeigt ein wenig die Widerstände, auf die man in einer Stadt mit Nazi-Vergangenheit trifft, einen Geschichtsaspekt, den man bis heute nur widerwillig aufarbeitet - eher pflegt man Gräber von Heroen vergangener Kriege – Konzentrations- oder Arbeitslager passen nur schlecht in die Phalance glühender Verehrung gefallener Helden. 

Michael Diers brachte mit "Street Art" eine weitere mehrtägige Veranstaltung nach Wilhelmshaven. Künstler aus aller Welt bemalen das Pflaster der Innenstadt und tragen deutlich zu einer wünschenswerten Belebung der City bei.

Spätestens hier enden aber die neuartigen Highlights und übrig bleiben eher konservative Regularien, wie das Wochenende an der Jade, das viele als "Fress- und Saufwochenende" empfinden. Ursprünglich war dies eine Veranstaltung, die auf dem Gedanken der Städte- oder Länderverständigung beruhte, wo z. B. Partnerstädte als Motto auserkoren wurden, eine Tradition, die untergegangen zu sein scheint. Ziemlich zum Ende des Jahres kommen dann die Traditionssegler zum JadewerserPort-Cup und dann ist neben einigen Stadtteilfesten mit sich wiederholendem Inhalt auch schon wieder Weihnachten.

So geht das nun schon Jahrzehnte und wer die Diskussion live im Cafe oder im Radio verfolgte, bekommt einen Eindruck davon, wie groß die Widerstände inzwischen sind, auf die man trifft, bevor sich in Wilhelmshaven überhaupt etwas verändern kann, wie schwer sich diese Stadt mit Veränderungen tut.

Die Aufbruchsstimmung, die Olaf Strieb vom Stadtheater beschrieb ist ein ewig wiederkehrendes Phänomen, dem man in der Jadestadt nicht mehr so richtig über den Weg traut und eine "corporate identity" mit einem ähnlichen Slogan wie "Die Übermorgenstadt" [Oldenburg] kann höchstens schmückendes Beiwerk sein.

Was Wilhelmshaven fast in allen Bereichen wirklich benötigt, nicht nur auf kultureller Ebene, ist eine grundlegende Veränderung, ohne die auch Michael Diers und alle anderen Kulturschaffenden mit ihren Vorstellungen eher gegen Wände laufen.

Es bleibt zu hoffen, dass diese Ideen nicht wieder auf Sand gebaut sind, wie so viele Blasen aus der Wilhelmshavener Vergangenheit, an der die Einwohner bis heute zu knabbern haben.

Bon chance für eine Entwicklung, die dringend nötig ist!


Wolf-Dietrich Hufenbach
Dokumentarfilmer | Wilhelmshaven

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Links:
26|06|2013: Was rettet die Kultur in Wilhelmshaven? | Geld oder Gute Ideen zur Kulturförderung
29|04|2013: Pimp my Hauswand
Kultur | Wikipedia
Neoliberalismus | Wikipedia



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