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100 Jahre Arbeitgeberverband



Bilderbuchwetter mit Bilderbuchkulisse am 03-07-2019 auf Schloss Gödens.

08-07-2019 - Schön war es auf Schloß Gödens, das Wetter passte für die 100 Jahre Feier des Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbands Jade e.V. [AWV] unter freiem Himmel, mit etwa 600 Gästen.

Vorwegnehmen wollen wir ´mal, dass es schwerpunktmässig darum ging, die Betriebsbedingungen für die Unternehmen eher zu zementieren, als sich als maximaler Innovationsbeschleuniger zu präsentieren.

Wilhelmshaven und der Wirtschaftsverband tun sich mit Veränderungen weiterhin schwer, die aber sind dringend geboten. Nicht nur der Klimawandel macht den Unternehmen zu schaffen, sondern auch die sich neu konstituierende Weltwirtschaftslage. Industrie 4.0 und damit Automatisierung und Robotik sind schwer einzuschätzende , aber fundamentale Veränderungen, ebenso, wie die Verlagerung von Handelsräumen und die Expansionsbetrebungen Chinas mit der Entwicklung der neuen Seidenstraße.

Aktuelle Themen sind Glasfaseranbindungen und damit eine flächendeckende Digitalisierung, die stockende Aufarbeitung von Diesel Gate und die Verunglimpfung derjenigen, die den Unternehmen im Wege stehen, wie Umweltorganisationen. Die Deutsche Umwelthilfe [DUH], die am 4. Juli vor dem Bundesgerichtshof [BGH] Recht bekam, darf den Unternehmen, die der Umwelt wenig Aufmerksamkeit schenken oder vorsätzlich Abschalteinrichtungen in Neuwagen implementieren, trotz aller Lobbybemühungen, sie als Abmahnverein zu diskreditieren, weiterhin kräftig auf die Füße treten:
Zitat: "Die DUH ist dazu berechtigt, weil sie vom Bundesfinanzministerium auf einer Liste "qualifizierter Einrichtungen" geführt wird, die den Verband nach Unterlassungsklagegesetz und Gesetz gegen unlauteren Wettberewerb (Paragraph 8 Absatz 4) dazu berechtigt, stellvertretend für Verbraucher gegen Unternehmen vorzugehen. "
[Quelle: heise.de | 04-07-2019]

Es wäre auch ziemlich irritierend gewesen, wenn eine Organisation, die sich für das Wohlergehen der Gesellschaft innerhalb Deutschlands und der Europäischen Union stark macht und Gesetzesverstöße offenlegt, in die Schranken gewiesen würde. Auch die Bundesregierung hatte versucht, die Interessen der Autoindustrie zu protegrieren und scheiterte am Europäischen Gerichtshof.

Der Industrie wird dieses Urteil nicht in den Kram passen, weil sie dadurch wieder einmal höhere Kosten in den Raum stellt, z. B. für verschärfte Umweltauflagen, die die Gewinne schmälern. Unterm Strich tragen Umweltorganisationen aber dazu bei, wie z. B. in diesem Fall, dass auch innovativere und abgasärmere Transport- und Fortbewegungsmöglichkeiten entwickelt und vertrieben werden können. Diese langfristige Entwicklung findet in Unternehmerköpfen aber eher weniger gern statt, weil man von den satten Gewinnen inklusive üppiger Subventionen viel investieren müsste. Vorherrschend sind immer noch kurze Denkzeiträume und schnelle Gewinne, denn man muss ja auch seine Investoren an der Börse befriedigen und ab und zu Dividenden ausschütten.

Wandel

Die Diskussion um das Biospärenreservat, das schon längst existiert, aber deren Ausweitung als Einschränkung der industriellen Expansion betrachtet wird, macht deutlich, dass die Zukunft in Wilhelmshaven und dem AWV noch lange nicht angekommem ist. Auch hier zeigt sich die Lobbyarbeit mit wenig Verständnis für das, was uns besonders wichtig sein müßte, eine intakte Umwelt.

Der Arbeitgeberverband sieht sich und seine Vorhaben repräsentativ für das Fortkommen und die gedeihliche Entwicklung der Stadt Wilhelmshaven, sowie der Region und hebt in diesem Zusammenhang immer wieder den Ist-Zustand mit der Anzahl der Arbeitnehmer*innen hervor.

Trotzdem fällt Wilhelmshaven immer noch mit dem Alleinstellungsmerkmal einer zweistelligen Arbeitslosigkeit auf, was nicht nur daran liegen dürfte, dass die Lebenshaltungskosten für Hartz IV-Empfänger in Wilhelmshaven besonders günstig sind.

Arbeitnehmer*innen definieren sich weiter über ihre Arbeit mit einer starken Affinität zu vorhandenem Gedankengut, also der Abhängigkeit zum "Job", wie er ist. "Nine to five" nennt sich das, d. h. man ist gewohnt von Neun bis Fünf zur Arbeit bei einem Arbeitgeber zu gehen, der Arbeit hat.

So entsteht eine Melange des Stillstandes, weil äußere Einflüsse oder dringend notwendige Veränderungsankündigungen als beängstigend und nicht zielführend für die Unternehmensstrategien interpretiert werden. Das hat viel mit altem und tradiertem Denken, dem Glauben an ein ewiges Wachstum, intensiver Lobbyarbeit unter Zuhilfenahme der lokalen Medien und Zahlenspielen aus Statistiken zu tun.

Auch die letzte Oberbürgermeisterwahl zeigt, dass Einflüsse von Außen ungewollt sind. Das lokale Heimatblatt machte das zwei Tage vor der Wahl noch einmal deutlich, als es jemanden mit Verwaltungserfahrung favorisierte und die Hafenwirtschaftsvereinigung mahnte noch einmal an, ja die Finger vom schwächelnden Containerterminal Wilhelmshaven zu lassen.

Podiumsdiskussion

Auf der Feier des AWV gab es auch eine Podiumsdiskussion mit Vertreter*innen aus Politik und Unternehmen. Diese verflachte zusehends, weil es schwerpunktmässig um die Reduzierung von Arbeitgeberanteilen ging, und sehr wenig um Innovation und Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt, so dass man sich im Publikum hätte vorstellen können, wie sich die Welt grundlegend wandeln wird und könnte. So werden natürlich auch die Probleme unter den Tisch gekehrt, die sich mit den Veränderungen einstellen werden, wie Arbeitslosigkeit, Auswirkungen von Automatiserung oder Robotik und damit Künstlicher Intelligenz [KI].

Am Rande

Ein Gespräch mit einem der Schlossherrn, Maximilian Graf von Wedel, machte deutlich, wie notwendig, schmerzhaft aber auch effizient ein Wandel sein kann. Er berichtete in einem Gespräch, dass man die Hirarchieebene verflacht habe und die Schlossaufgaben in selbständige Teams integriert. So hat man sich von der klassischen Managerstruktur entfernt, in der der "Chef" eines Unternehmens allein federführend den Ton und die Richtung angibt. Nebenbei entsteht aber Zeitpotential, das man unter anderem für Weiterentwicklungen nutzen kann.

Anhand dieses Beispiels wird schon ´mal ein Kontrast sichtbar, der deutlich macht, dass gewollte und grundsätzliche Veränderungen sehr wohl langfristig Früchte tragen können. Hinzu kommen zur Unterhaltung des Schlosses überregionale Veranstaltungen, wie die Landpartie oder die Integration eines Windparks in das Schlossportfolio mit der Friesen Elektra, deren Gegenstand die Errichtung und der Betrieb von Anlagen zur Strom- und Wärmezeugung aus erneuerbaren Energien [Windkraft, Biomasse, Biogas, Solar, Geothermie] sowie den Handel mit Anlagen zur Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien [Windkraft, Biomasse, Biogas, Solar, Geothermie] ist.

Flüssiggasterminal

In Wilhelmshaven hingegen herrschen immer noch tradierte Unternehmensvorstellungen, wie z. B. das Bestreben "unbedingt" einen Flüssiggasterminal installieren zu müssen. Unter Zuhilfenahme des Lokalen Heimatblattes sollen schon einmal die Bürger*innen wieder auf ein Industrieprojekt eingeschworen werden. Auf dem Podium der Diskussionsveranstaltung wurde Liquified Natural Gas [LNG] als Übergangstechnik, "verkauft", obwohl viel davon aus den USA kommen könnte, wo es durch das hochumstrittene und nicht gerade umweltschonende Fracking gewonnen wird. Letztendlich ist LNG nichts anderes, als ein günstiger fossiler Brennstoff, dem man wegen der CO2 Emissionen neben den Kohlekraftwerken ebenfalls den Rücken kehren müsste, da es den Klimawandel mit beschleunigt und die Klimaziele so garantiert nicht erreicht werden können.

Eine Studie besagt sogar, dass LNG eine schlechtere Ökobilanz als Kohle haben soll:
Zitat: " ... Aber wenn Förderung und Transport mitgerechnet werden, ist der Ausstoß von Treibhausgasen bei LNG höher als bei Kohle – das sagt zumindest eine neue Studie, die von den US-ExpertInnen Ted Nace, Lydia Plante und James Browning vorgelegt wurde. Sie sind Teil des Global Energy Monitors. Dahinter steckt eine Reihe internationaler ForscherInnen, die die Auswirkung der Verwendung von fossilen und alternativen Energieformen untersuchen. ... "
[Quelle: taz.de | 02-07-2019]

Auch an diesem Beispiel lässt sich erkennen, dass es um die Reduzierung der Kosten für die Unternehmen geht, nicht so sehr um die Entwicklung in eine Zero-Waste Welt oder die Entwicklung einer klimaneutralen Kommune.

So entpuppt sich denn LNG lediglich als der Versuch der Industrie, sich billige Energiequellen zu erschließen, um die Betriebskosten zu senken.

Die Reden waren auch eher davon geprägt, klar zu machen, dass z. B. Atomenergie CO2-neutrale Erzeugung von Energie bedeutet. Kontext gab es wenig, was etwa mit dem Atommüll passiert, wie teuer dessen Entsorgung ist oder wie Uran gefördert wird und wer die Extrakosten der Industrie trägt. Auch Diesel-Gate wurde als unfair gegenüber der Industrie im Zusammenhang mit dem Klimawandel dargestellt. Da wurde die Technologie des Diesel in den 7ten Himmel gelobt, kein Wort von Millionen von Kraftfahrzeugen, die dadurch eine unvorstellbare Masse an Feinstaub erzeugen, die nicht gerade gesundheitsfördernd sein dürfte und vor allen Dingen kein Wort von der unterschiedlichen Rechtssprechung in den USA und Deutschland.

Selbstdarstellung

Die Selbstdarstellung des AWV ist typisch für das vorherrschende Wilhelmshavener Selbstverständnis. Man schafft Arbeitsplätze, die Arbeitnehmer und Unternehem zahlen Steuern und so trägt diese Art der wirtschaftlichen Betrachtung unterm Strich mit dazu bei, dass der Laden läuft und die Aufgaben einer Kommune z. T. mit den erwirtschafteten Geldern mit erledigt werden kann.

Auch im Interview mit dem scheidenden Geschäftsführer des AWV Jasper Strauß wurde deutlich, dass es mehr um innerbetriebliche Detaillösungen der Unternehmen geht. Man kratzt möglichst wenig an den Pfründen, die man sich mit seiner bisherigen Ausrichtung erarbeitet hat und sorgt mit der Lobbyarbeit dafür, dass sich Veränderungen eher an den derzeitigen Wünschen und Möglichkeiten der Unternehmen orientieren.

Als Hauptgeschäftsführer muss man natürlich die Interessen der Mitglieder vertreten, aber man sollte auch eine Art Weckruf in seine Ausführungen integrieren, um den Arbeitgeberverein weiterentwickeln zu können, denn der eigentliche Wandel ist dabei, Wilhelmshaven auszulassen, wenn man sich in diese Entwicklung nicht einklinkt.

Wo aber ist die Zukunft, wie sieht sie aus? Wirtschaft first?

Davon war wenig auf der Jubiläumsfeier zu hören und zu sehen. So fehlten auch die jungen Leute auf dem Podium und somit auch die Darstellung ihrer Vorstellungen, wie die Welt von Morgen aussehen könnte. Dieser Kontext, also eine generelle Betrachtung und die Auseinandersetzung mit dem Wirtschaftswandel und die Bewältigung der damit verbundenen Probleme fehlen nach wie vor im Portfolio des AWV, sowie in einer Außendarstellung, in der die Zukunft sichtbar wird.

Mit der Gründerbox der Jade Hochschule Wilhelmshaven, die sich bei der "Jungen Wirtschaftsrunde Jade" präsentierte, gibt es ein solches Instrument, das eigentlich als Impuls vom AWV kommen müsste.

Arbeitsplätze aus der Automobilindustrie werden sich verlagern, vielleicht in die Entwicklung der Logistik, mit einer ganz neuen Art der Transportkette, d. h. von Fahrzeugen ohne fossile Brennstoffe.  

Wenn der AWV wirklich den Anspruch erfüllen will, wegweisende Wirtschaft betreiben zu wollen, muss er zukünftig den Mut haben, den bevorstehenden Wandel massgeblich mitzugestlten und nicht abzuwarten, bis ihn der Wandel überrollt und andere Länder und Unternehmen zukünftige Technologien entwickeln und das Geld verdienen, das hier erwirtschaftet werden könnte.


Die Ausführungen vom amtierenden Wirtschaftsministers Peter Altmaier waren durchaus als Warnung für ein "weiter so" zu verstehen.

In der Ansprache von Peter Altmaier kam das nur allzu deutlich zum Ausdruck, als er davor warnte, das Feld anderen zu überlassen:
Zitat: " ...Wir sind heute eines der erfolgreichsten wirtschaftlich erfolgreichsten Ländern dieser Welt, aber wir haben keine Garantie, dass dies automatisch so bleibt, weil überall in der Welt arbeitet man daran, diesen Erfolg – von diesem Erfolg – zu lernen, ihn zu kopieren, ihn anzuwenden und deshalb müssen auch wir unsere Hausaufgaben machen ...
... Wir erleben Innovation, Produktivitätssteigerungen, Rationalisierung und gleichzeitig den Aufbau neuer Arbeitsplätze an vielen Orten und viele sagen inzwischen, so wie bei anderen industriellen Revolutionen, wird es am Ende nicht weniger sondern mehr Arbeitsplätze geben, aber es gibt keine Garantie, dass die neuen Arbeitsplätze dort entstehen, wo die alten Arbeitsplätze wegfallen. Das müssen wir wissen und dafür müssen wir arbeiten. ...
... Wir leben im Zeitalter rascher Innovationen und Veränderungen und ... äh ... wenn die Autos der Zukunft im stärkeren Maße elektrisch fahren – die deutschen Automobilhersteller einschließlich Mercedes gehen davon aus, dass wir in zehn Jahren 2030 zehn Millionen Elektrofahrzeuge auf den Straßen haben werden – wenn diese Autos dann irgendwann auch autonom fahren, so daß Sie Latte Macchiato trinken und die Zeitung lesen können, während Sie von A nach B fahren und die Batterien kämen alle aus Asien und die Plattform für autonomes Fahren käme aus den USA, dann wären mehr als die Hälfte der Wertschöpfung, die mit einem VW Golf verbunden ist nicht mehr in Deutschland und Europa realisiert. D.H. wir würden die gleiche Zahl von Autos bauen und exportieren, hätten aber die Hälfte der Arbeitsplätze verloren."

Das wird ein harter Kampf werden und abwarten und Teetrinken ist garantiert die schlechtste Lösung.

Es wird höchste Zeit, dass sich der AWV wirklich wandelt, auch wenn es schmerzt.


Wolf-Dietrich Hufenbach
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