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An die Mitglieder des Wilhelmshavener Rates 25|11|2013
Im Wilhelmshavener Rathaus herrscht z. Zt. eine natürliche Auslese ganz besonders individuell vorbestimmter Art.
In der Stadt an der Jade geschahen Zeit ihres Bestehens schon immer fragwürdige Dinge. In einem in der Retorte gezeugten und im Brutkasten des Krieges ins Leben gebrachten Gemeinwesen mag es in der Vergangenheit normal gewesen sein.
Jedes einzelne Vorkommnis für sich war durch die Geschichte wohl auch erklärbar, vielleicht gar erforderlich oder zumindest hinnehmbar. Zumal die Bürger dieser Stadt nie auch nur einen Schimmer von den Schiebereien hinter den Kulissen zu sehen bekamen. Sie waren stets nur Randfiguren oder Füllmaterial für die Transportkisten, damit die jeweiligen Akteure ihre Beute, ihre Pfründe gesichert und unbeschädigt in geschützte Gefilde verbringen konnten. Im Nachhinein betrachtet waren die meisten der Vorkommnisse für sich schon ein Unding, und im ganzen gesehen eine auf Verbrechen beruhende Katastrophe. Die Wilhelmshavener Geschichte liegt aber ja in Perioden einer Zeit, die von der Alleinherrschaft einzelner Personen gezeichnet war. Nur von einer kurzen schwachbrüstigen Pausenaufführung - der sogenannten Weimarer Republik - unterbrochen. Diese Zeiten sind nun aber vorbei - sie sind, wie gesagt, Geschichte. So wird es in unseren Breiten zumindest immer wieder in die Welt gebracht. Wer allerdings die Geschehnisse, die Verhältnisse und die wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Abläufe in der Stadt an der Jade aus gebührendem Abstand näher betrachtet, der muß zwangsläufig zu einer völlig anderen Erkenntnis gelangen.
Statt eines umtriebigen und aufmerksamen Rates, als ein die politische Richtung bestimmendes und die Verwaltung kontrollierendes Organ, begegnet ihm ein mächtiger schwarz/roter Block von Ratsvertretern mit einigen, offenbar nicht zu ihm gehörenden und ihm lästigen Anhängseln anderer Färbung. Ein Block, der nichts anderes zu tun zu haben scheint, als den Weisungen einer von irgendwoher gesteuerten Frontfigur bereitwillig zu folgen. Diese Verhaltensweisen hofften wir doch alle schon lange in der Vergangenheit verschwunden.
Wenn die Sache mit dem "Block" nicht so ist, werte Ratsvertreter, wie erklären Sie sich und den Bürgern denn die "unerklärlichen" Vorgänge innerhalb der Rathausmauern, die immer wieder aufs Neue bei den jeweils direkt Betroffenen Zorn aus Verzweiflung, und bei den indirekt Betroffenen im mildesten Falle ein ungläubiges Kopfschütteln hervorrufen.
Herr Dr. Jens Graul wird vom 01.01.2014 bis 31.12.2015 als Kulturbeauftragter mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von 15 Stunden eingestellt und in Entgeltgruppe 13 TVöD eingruppiert [...etwa 48.000,- €uro! – ohne Zustimmung des Gesamtpersonalrates! – Stundenlohn: 33,33 €uro!].
Wie erklären Sie Ihre Zustimmung zur Anstellung eines künftigen "Kulturbeauftragten" - mit satter Dotierung von 2.000,- €uro monatlich, und mit zudem fragwürdiger Kompetenz auf genanntem Gebiet - in der Person eines in Alterspension gehenden städtischen Dezernenten? Wie erklären Sie Ihre Zustimmung zur Anstellung eines Geschäftsführers für die Wilhelmshavener Freizeit und Tourismus GmbH mit einhergehender profitabler Entlohnung, der weiterhin und gleichzeitig Geschäftsführer des lokalen Radiosenders ist?
Wie erklären Sie Ihr Verständnis und iIhr Schweigen zur passablen Aufbesserung des Oberbürgermeistergehaltes in Höhe von monatlich 482,- €uro - mal eben so 'par Ordre de Mufti' des niedersächsischen Ministerpräsidenten Stefan Weil?
Wenn Sie Ihre Zustimmung und Ihr Verständnis für diese und andere schändliche Vorgänge innerhalb des "Konzerns Stadt" - wie eine der Lieblingsbezeichnungen des Ersten Bürgers für unsere, für Ihre Stadt lautet - erklären können, dann erklären Sie doch auch, wie Sie es zulassen können, dass jungen Menschen am Beginn ihres Erwachsenwerden, und nach guter erfolgreicher Berufsausbildung in Betriebsstätten des "Konzerns Stadt", vehement und brutal ihre gesetzlich verbrieften Rechte auf zumindest befristete Weiterbeschäftigung mit der Begründung der leeren Kassen verwehrt wird - während andererseits Kompaneros, Kollegen, politischen 'Freunden' am Ende ihres Erwerbslebens, und zu Beginn eines durch ihre Pensionen gut abgesicherten Ruhestandes, aus eben dieser leeren Stadtkasse aufgrund ominöser Anstellungsverträge noch ein ansehnlicher Batzen obendrauf gepackt wird.
Wie sollen diese im Regen stehengelassenen jungen Menschen das Gerede von der freiheitlichen demokratischen Grundordnung als dem schützenden Dach unserer Gesellschaft begreifen, wenn sie tagtäglich vorgeführt bekommen, dass diejenigen, die längst ausgesorgt haben, es doppelt und dreifach bekommen. Erklären Sie doch, bitte, warum diese jungen Menschen zuhause herumsitzen müssen, anstatt einer der Stadt zum Wohle gereichenden Tätigkeit in einem der städtischen Betriebe nachzugehen - obwohl der "Konzern Stadt" ihnen die volle Entlohnung zahlt?
Erklären Sie doch, bitte, warum die Stadtspitze kostenträchtig Gerichte bemüht, die Justiz belastet, Advokaten bezahlt, um Dinge und Vorgehensweisen richterlich klären zu lassen, für die es längst gesetzliche Regelungen gibt. Verneinen oder bejahen Sie bitte, ob die Handlungsweise des [der Wirtschaft sehr nahestehenden] Oberbürgermeisters mit dem gewerkschaftlichen Sich-Engagieren der Betroffenen begründet wird.
Beantworten Sie einfach mit einem Ja oder Nein die Frage, ob Sie es als Bürger und als Ratsvertreter billigen, wenn in dieser Art und auf diese Weise der willigen nachwachsenden Generation als Garant des Fortbestandes unserer Gesellschaft der Einstieg ins Berufsleben erschwert, ja unmöglich gemacht wird. Wer jungen Menschen so verantwortungslos den Eintritt in das Haus "Leben in einer Demokratie" verwehrt, der sollte sich dann auch nicht wundern, wenn die rücksichtslos Abgewiesenen sich eine Bleibe in einer anderen, einer für sie vermeintlich besseren Ideologie, suchen.
Werte Damen und Herren Ratsvertreter der Jadestadt - wollen Sie das?
Ewald
Eden
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