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Das Virus boxen
Eigentlich sind die Regeln klar, aber viele brauchen täglich eine Erinnerungsauffrischung. 27-04-2020 - "Ich will Corona boxen"- schrieben Kinder auf der Kinderseite der Süddeutschen Zeitung vom vergangenen Wochenende. - Ja, diesen Feind sollte man "boxen", aber nicht Wissenschaftler, zum Beispiel Dr. Christian Drosten, der beschimpft und bedroht wird, weil er nichts anderes tut, als sorgfältig analysiertes Wissen über den Virus und seine Gefährlichkeit weiterzugeben, eben jenes Wissen, dass dieses Virus nichts anderes "brauche" als Kontakt zu seinen Wirten, um in deren Zellen sein Erbgut zu vermehren und zu ertüchtigen.
"Wirte": das sind Menschen, egal welcher Herkunft, Hautfarbe oder Brieftasche. Das Virus ist aufgrund seiner ureigenen natürlichen Ausstattung in der Lage, sich seine Wirte gefügig zu machen und sich auf deren Kosten zu vermehren. Geht ein Wirt dabei drauf, weil sein Herz-Kreislauf- und/oder Nierensystem nicht mehr den Attacken der Infektion gewachsen ist, macht das dem Virus nicht viel, bietet ihm doch die Spezies Mensch über jede neue Infektionskette genügend neue Wirte, anders ausgedrückt, Dummköpfe, die nicht verstehen wollen oder können, dass der entscheidende Vorteil für den Virus die Nähe seiner Wirte zueinander ist, um Übertragung zu gewährleisten. Wer fähig und bereit ist zum Nachdenken, sollte sich ganz klar darüber sein, dass die gegenwärtig von Gesellschaft und Wirtschaft erzwungenen Lockerungen der Schutzmaßnahmen zweifellos riskant sind, weil zunehmende Kontakte Neuinfektionen und Todeszahlen wieder ansteigen lassen können. Und wer, der auf der Straße gegen die öffentlichen Schutzmaßnahmen demonstrierte, würde eine wieder zunehmende Übersterblichkeit in Risikogruppen legitimieren, wenn Angehörige von ihm darunter wären? Schlimm ist nicht, wenn jemand die Ursachen der Zahlen nicht kennt oder wenig biologisches Wissen hat, weil er oder sie möglicherweise fehlte, als in der Schule durchgenommen wurde, was Leben ist oder tötet. Schlimm aber ist, dass Menschen mit solchen Wissensdefiziten der Allgemeinheit ihre Meinungen aufzwingen und Partei- oder Gruppenbildung nutzen wollen, um das System staatlich-gesellschaftlicher Fürsorge nach ihrem Gusto umzufunktionieren. Der Theater- und Filmregisseur Taika Waititis aus Neuseeland formulierte: "Kinder beobachten die Welt auf eine im Grunde sehr einfache und aufrichtige Weise. Vielleicht fügen sie in ihrer Vorstellung mal ein fantastisches Element hinzu, oder sie halten Dinge für größer, als sie sind, aber sie verfolgen keine geheimen Zwecke …" Da Kinder gerne Theater spielen, wäre es ein hübscher kleiner Sketch, in einer Vision im Kafka´schen Sinne den Virus verfremdet darzustellen, wie er seinen Wirten aufzwingt, nach eigenem [viralen] Programm zu verfahren. Beispielsweise ließe sich der Virus durch AfD-Mitglieder [Gauland, Weidel], die Wirte durch Wähler personifizieren, deren gewählte Vertreter, vom Virus umfunktioniert, staatliche Schutzverordnungen für die Bevölkerung per Akklamation außer Kraft setzen und sich und jenen damit das Grab schaufeln. Das Zitat Waititis [s.o.] führt fort: "Nimmt man ihre [der Kinder] Perspektive ein, sieht man die Verrücktheit der Erwachsenen umso deutlicher … ". Zweifellos ist es verrückt und dumm, gegen eine pandemisch sich ausbreitende Virusinfektion zu demonstrieren. Das erinnert nicht nur an "Don Quijotes" Kampf mit den Windmühlenflügeln, sondern auch an das, was Curt Goetz einst schrieb:Deprimierend ist, wie sehr in Geschichte und Gegenwart denen, die sich im Dienste der Menschheit aktiv um den Schutz vor Epidemien durch gefährliche Mikroben kümmern, übel von denen mitgespielt wird, die von der Mikrobe der menschlichen Dummheit Infiziert waren oder sind. Dr. Gisela Gerdes Wilhelmshaven ... nach oben Startseite/Aktuell | Kontakt | Links | Termine | Impressum | Karikaturen | Fiktive Interviews| Schicken Sie uns Ihre Leserbriefe | Archiv | Spenden | Leserbriefe | Newsletter | |
