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Vier Punkt Null



Vor einem Stück Zukunft, einem Industrie 3D Drucker, wurde über die Arbeitswelt "Industrie 4. Null" diskutiert.

13-06-2017 – Die Diskussion und der industrielle Wandel sind schon vielen seit Jahren in vollem Gange und die Maschinen erobern mehr und mehr die Produktionsstätten.

So war es wohl kein Wunder, dass der AWV [Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband Jade e. V.] zum jährlichen Treffen am 1. Juni 2017 mit dem Titel "Position 2017" ["Digitalisierung der Arbeitswelt - Industrie 4.0"] einlud.

Wie sich die ArbeItswelt verändern wird, ist heiß umstritten. Das wurde auch auf dem Podium deutlich, auf dem Olaf Lies [Wirtschaftsminister Niedersachsen, SPD], Jasper Strauß [Geschäftsführer Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband Jade e.V.] und Thomas Ehm [Geschäftsführer Premium AEROTEC GmbH, Varel] unter der Leitung von Alexander Luckow [Leiter Kommunikation und Wirtschaft bei NORDMETALL] diskutierten.

Das Potential der neuen Technologien ist wirtschaftlich betrachtet gewaltig, aber wie wirkt sich das auf die Arbeitswelt der Zukunft wirklich aus?


Olaf Lies [links] und Jasper Strauß [rechts] blicken optimistisch in die Zukunft

Jasper Strauß und Olaf Lies vertreten die These, dass es keinen massiven Abeitsplatzabbau geben wird und verweisen dabei auf die vorangegangenen industriellen Revolutionen, bei denen auch immer Panikszenarien in die Öffentlichkeit gestreut wurden, die sich real aber nicht so auf die Gesellschaft auswirkten, wie vorhergesagt.

Die Automatisierungen haben letztendlich dennoch viele Arbeitsplätze gekostet und Industriezweige, wie die Weber, erlebten einen Arbeitsplatzschwund durch die Einführung automatisierter Webstühle. Erst Kriege verhalfen der Wirtschaft zum sogenannten Wirtschaftswunder und nun sind wir an einem Punkt angelangt, wo auch das immer wieder beschworene Wirtschaftswachstum an den Rand seiner Glaubwürdigkeit gelangt. Wirtschaftswachstum ist schon lange nicht mehr proportional mit einem "mehr" an Arbeitsplätzen gekoppelt. Desweiteren hat sich Deutschland zum Niedriglohnland entwickelt. Zusammen mit Hartz VI und einer umstrittenen Arbeitlosenstatistik ergibt sich eine Melange aus Unzufriedenheit und gesellschaftlicher Ungleichverteilung vom Gesamtvermögen, regelmäßig angeprangert von Nichtregierungsorganisationen, aber auch der OECD.

Natürlich gab es während der vergangenen industriellen Revolutionen auch neue Technologien und Arbeit, z. B. im sogenannten IT-Bereich mit spezialisiertem "manpower" aber unterm Strich ist die Tendenz der Unternehmen spürbar, ihre Gewinne zu maximieren, was regelmäßig darin mündet, dass Arbeitnehmer in der Regel "zu teuer sind".

Da passt das Maschinenzeitalter und somit auch "Industrie 4.0" wunderbar ins Geschäftsgebahren mit Maximalgewinnorientierung.

Ein Beispiel dafür ist die Autoindustrie und damit auch Volkswagen, die ankündigten, 30.000 Arbeitsplätze abbauen zu wollen und 9.000 neue zu schaffen – eine Differenz von 21.000 Arbeitsplätzen.

Da stellt sich auch die Gesellschaftsfrage, wie die Arbeitnehmer ohne Arbeit später einmal konsumieren sollen, denn "Roboter kaufen keine Autos".

Im Zusammenhang mit Digitalisierung und Automatisierung steigt die Produktivität im Vergleich zu vorhergehenden Zeitaltern in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit, so dass man zunächst einmal davon ausgehen kann, dass eine Menge Arbeitsplätze, wie wir sie heute kennen, in Zukunft verschwinden werden, was laut Studien und Gutachten beileibe nicht nur den Niedriglohnsektor betrifft.

Auch der Arbeitsplatz oder die Arbeitssituation selbst werden sich verändern. Da wird, wie heute auch schon, zuhause gearbeitet oder die Arbeitnehmer wissen heute noch nicht, ob oder wo sie arbeiten, Smartphones und deren "apps" machen letzteres möglich und stellen die Betroffenen vor gewaltige Probleme, denn sie wissen gar nicht, was sie im Monat verdienen, haben aber ständig Ausgaben.

Bildung

Arbeitnehmer mit höheren oder weiterführenden Schulabschlüssen sind sehr gefragt oder werden sehr gefragt sein. Was aber passiert mit denjenigen, deren Bildungsstand nicht dem Anforderungsprofil der Unternehmen entspricht?

Die Arbeitgeber stehen eigentlich auch mit in der Mitverantwortung, neue Bildungssysteme und -strukturen aufzubauen und nicht nur zu fordern, dass etwas seitens des Staates passiert. Der Bildungsapparat braucht nicht nur ein Facelifting, sondern muss grundlegend verändert werden – Frontalunterricht war gestern.

Die Bundesregierung verspricht schon seit Jahren viel Geld für Bildung auszugeben, das aber nur allzu oft in fragwürdigen großen Infrastrukturprojekten "verschwindet, wie z. B. in der überproportional subventionierten Hafenwirtschaft:
Zitat: " … Deutsche Ausfuhren können von jeder Reederei der Welt abgewickelt werden. Die Subvention der Arbeitsplätze erinnert an den Kohlebergbau im letzten Jahrhundert. Das Nähren der in die Jahre gekommenen Branche an der Mutterbrust des Steuerzahlers ist auf die Dauer kein Mittel, ein selbstständiges Überleben zu befördern."
[Quelle: Bernhard Klinzing | Diplom-Kaufmann | Chefredakteur des Frankfurter Börsenbrief]

Nicht nur deshalb wird auch das Bedingungslose Grundeinkommen inzwischen sehr intensiv diskutiert:
Zitat: " … Also das ist eine Idee, die unaufhaltsam ist. Ich bin jetzt kein Propagandist des Grundeinkommens in jeder Hinsicht. Ich gehöre nicht zu denjenigen, die sagen, wenn der Mensch ein Grundeinkommen kriegt, dann wird er automatisch kreativ, oder ein Grundeinkommen sei die Lösung aller Probleme, sondern das Grundeinkommen ist eine wichtige Sache, die wir zwingend aus ökonomischen Gründen rechtzeitig einführen müssen, um Schlimmes zu verhindern. Das ist meine Haltung dazu. Ich sehe dazu sogar ein notwendiges Übel drin und nicht einen Erlösungsmechanismus für eine Gesellschaft. … "
[Quelle: Richard David Precht | Die Zukunft der Arbeit: "Wir dekorieren auf der Titanic die Liegestühle um"]


Aerotec in Varel

In der Halle von Aerotec in Varel, wo die Arbeitgeber den Diskutanen auf dem Podium lauschten, standen teils riesige 3D-Drucker, die nur noch von wenigen Arbeitnehmern bedient werden. Dort werden Flugzeugteile aus Titan gedruckt, die nach ihrer Herstellung lediglich aus dem Material geholt werden müssen, in dem sie mit einem Laser schichtweise gesintert werden, teilweise nur alle 6 Tage.


Der neue Leiter von Premium AEROTEC, Thomas Ehm, rechts direkt neben Wirtschaftsminister Olaf Lies, präsentierte sich offen, aber auch gepannt kritisch zukunftsorientiert.

Thomas Ehm, neu an der Spitze von Premium AEROTEC seit Juli 2015, sagte auf dem Podium, dass man die Arbeitnehmer mitnehmen müsse, sonst entstünde kein Verständnis für die neuen Technologien.

Man fragt sich da zwangsläufig, welche und vor allen Dingen noch wieviele Mitarbeiter.

In einem kleinen Gespräch nach der Diskussionsrunde sprachen wir Thomas Ehm auf genau diesen Sachverhalt an.

Er selbst gab an, dass er noch gar nicht wisse, wie sich diese Technologie auf die Anzahl der Arbeitnehmer auswirken wird. Im Moment, so fügte er hinzu, werde nur Titan in Varel gedruckt. Wenn es gelänge Aluminium zu drucken, wären gleich zwei weitere Hallen und deren Arbeitnehmer allein in Varel davon betroffen.

Im Moment ist das Potential an Ingenieuren und deren Bedarf sehr hoch, nur was passiert, wenn sich die Maschinen letztendlich selbst programmieren und verwalten, was wenn Roboter die Arbeit von Designern mit übernehmen – vor einiger Zeit noch undenkbar oder wollte und will man sich das einfach nicht vorstellen?

Der Argumentationsstrang von Lies oder Jaspers, dass die Digitalisierung sogar mehr Arbeitsplätze als vorher erzeugen werde, ist anhand dieser Beispiele ziemlich fragwürdigt. Es lässt sich derzeit wohl eher nur spekulieren, wohin die Reise im derzeitgen Industriezeitalter geht, eine wirkliches Zukunftsbild lässt sich so nur hypothetisch bestimmen.

Wichtig ist, solche Veranstaltungen zusammen mit den Arbeitnehmern stattfinden zu lassen, denn diese mitzunehmen, erscheint nicht nur uns immens wichtig. Das "unter sich sein" sollte gerade in diesem Zusammenhang einmal mehr in Frage gestellt werden.

Nur beide zusammen, Arbeitnehmer und Arbeitgeber, werden die Lösung einer zukünftig hoch digitalisierten Arbeitswelt sein, deren soziale Komponente ebenfalls mitgestaltet werden muss.

Wieviel Anteil die Politiker*innen und Gewerkschafter*innen zukünftig noch an der Gestaltung der Arbeitswelt haben werden ist ebenfalls fraglich, dennoch geben sie sich optimistisch. Die Politik arbeitet sogar schon daran, Demonstrations- oder Streikrechte der Arbeitnehmer einzuschränken, damit die Wirtschaft und letztendlich deren Gewinne nicht so sehr leiden? – ein bizarres Bild in Hinsicht auf eine Entspannung innerhalb einer Gesellschaft.

Die Arbeitnehmer der Zukunft werden von sich aus neue Berufe entwickeln oder durch unkonventionelle Methoden althergebrachte Sichtweisen umkrempeln und so den Prozess der "Industrie-Revolution 4.0" stärker mitgestalten, als früher. Dadurch ergeben sich neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt, die aber auch kommuniziert werden müssen. Ob sich aber alle durch die Digitalisierung verlorengehenden Arbeitsplätze kompensieren lassen, ist z. Zt. nicht vorherzusagen.

Wilhelmshaven könnte sich mit einem offenen Diskurs in Zusammenarbeit aller Kapazitäten, wie Wirtschaftsverbände, Bürger, Arbeitsämter, Arbeitnehmervertreter und Bildungseinrichtungen auch die Chance auf eine Vorreiterrolle innerhalb der Digitalisierung der Arbeitswelt erarbeiten, um sich so langfristig von seiner Strukturschwäche zu verabschieden.

Es wird also eine gewaltige Herausforderung werden, für Arbeitgeber, Politiker, Arbeitgeberverbände oder Gewerkschaften, die Zukunft des Arbeitsmarktes nicht nur gewinnorientiert, sondern auch sozial verträglich und vor allen Dingen mit den Arbeitnehmern aktiv im Sinne dieser zukunftssicher und nachhaltig zu gestalten – wilde Versprechen, die bekannten Sonntagsreden oder die These, das wird an uns spurlos vorübergehen werden da weniger helfen.


Wolf-Dietrich Hufenbach
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