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Morgens um Sieben ist die Welt nicht in Ordnung
30|01|2015



Kirchenasyl: Oft der letzte Strohhalm, an dem Schutzsuchende vorurteilsfrei Trost, Rat und materielle Versorgung bekommen.

Ein Kommentar zur NDR-Reportage von Alexa Hennings am 25. Januar 2015: "Essen, Schlafen, Hoffen".

Mein Radiowecker schaltet ein um halbsieben mit einem Bericht über Momo aus Mali, der, von Abschiebung bedroht, Kirchenasyl erhielt und von Pastor Jürgen Hanke und seiner Gemeinde in Wolgast betreut wurde. Berichtet wurde vom Durchleben tagtäglicher Angst eines Menschen, der vor Unfreiheit und Gewalt in seinem Heimatland floh, unser Land schließlich erreichte und wieder in ungewisse Zukunft abgeschoben werden sollte. Berichtet wurde auch von aktiver Nächstenliebe und praktischer Nothilfe Für den Flüchtling. Berichtet wurde schließlich über den Mut der Helfer, sich über Widerstände und Drohungen aus Politik und Gesellschaft hinwegzusetzen.

Ein anderer Fall berichtete über einen muslimischen Flüchtling aus dem Sudan, der über Ungarn als erstem europäischem Land einreiste und in den niedersächsischen Ort Buchholz gelangte. Dessen Landkreis wollte ihn entsprechend der EU-Verordnung [Dublinverfahren] wieder nach Ungarn abschieben, trotz unhaltbarer dortiger Verhältnisse für Flüchtlinge. Eine kleine jüdische Gemeinde in Pinneberg nahm den jungen Mann auf, um die Abschiebung zu verhindern.

Beides sind Beispiele dafür, dass Kirchenasyle und darin gelebte Nächstenliebe ein Grundwert vieler Religionen ist. Sakrale Orte dienten seit jeher als Asyl; auf dessen Verletzung stand göttliche, oft auch weltliche Strafe. Obwohl im Lauf der Geschichte immer wieder von Regimes infrage gestellt, eingeschränkt oder sogar ausgesetzt, ist Kirchenasyl bis heute lebendig geblieben und nimmt aufgrund der heutigen sozialen Brennpunkte und Terrorregimes zu.

Die Zunahme ist jedoch nicht nur eine Folge der Konflikte in Drittstaaten, sondern steht auch im Zusammenhang mit den EU-Verordnungen und ihrer Handhabung. Abschiebungen werden in Deutschland nach dem Dublin-Verfahren geregelt, wonach nur das erstmals von Asylsuchenden erreichte EU-Land für Asylanträge und Aufnahmeverfahren zuständig ist. Nach diesem Verfahren kann Deutschland Asylsuchende unter dem Vorwand "Gefahr im Verzuge" in andere EU-Länder, meist mit schlechteren Asylbedingungen, überstellen. Häufig geht der Weg dann weiter in sogenannten Transitstaaten, die als "sichere Drittstaaten" beurteilt werden, wobei fraglich bleibt, was als "sicher" gemeint ist.

In vielen Mitgliederstaaten ist die Inhaftierung von Asylsuchenden traurige Realität, selbst Minderjährige scheinen davon nicht verschont zu bleiben, auch wenn diese gemäß der staatlichen Verordnungen nicht in Gefängnissen untergebracht werden sollten. [wohl gemerkt: "sollten"].

Im Bericht der ökumenischen Bundesarbeitsgemeinschaft "Asyl in der Kirche" vom 9.01.2015 wurde von bundesweit 200 Kirchenasylen mit mindestens 359 Personen gesprochen, davon etwa 109 Kindern! Diese Zahlen waren wohl schon überholt, als sie gedruckt wurden. Zahlen aber können generell nicht das Leid, die Angst und Qual der Menschen verdeutlichen. Daher betont die Organisation PRO ASYL: "Nur der Einzelfall zählt".

Viele Deutsche erzählen bis heute von ihren Erinnerungen an die Vertreibung und Flucht, als 12 bis 14 Millionen Menschen infolge nationalsozialistischer Ideologie und Gewaltherrschaft ihre Heimat verlassen mussten. Überwiegend sind es Erzählungen von den traumatischen Ereignissen auf der Flucht. Menschen, die solche Bilder in ihrem Bewusstsein tragen, müssten sich eigentlich vehement gegen den heutigen Trend wenden, zu uns kommende Flüchtlinge zu pauschalisieren, häufig mit der Redewendung, dass es ja nur "Wirtschaftsflüchtlinge oder Scheinasylanten" seien. Medien decken auf, dass das überwiegend nicht zutrifft.

Wer die deutschen Trecks Ende des 2. Weltkriegs erlitt, weiß, welche schlimme Bürde Menschen mit Erfahrungen von Krieg, Gewalt, Terror und Unterdrückung mit sich herumschleppen. Unser heute so sattes, friedliches Land sollte seine eigene Flüchtlingsvergangenheit nicht vergessen und daher keine billigen Parolen und Pauschalismen in die Welt setzen oder zulassen, dass Flüchtlinge gedemütigt und verfolgt werden. Wichtige Voraussetzung ist, dass wir bereit sind, die Einzelfälle an uns heranzulassen. Darum sind Reportagen über Momo und seinesgleichen so wichtig. Sie stellen gleichzeitig die Frage, warum Kirchenasylrecht als wichtige Errungenschaft menschlicher Kultur aktiv bleiben muss.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge [BAMF] sieht, wie berichtet, Kirchenasyl als Behinderung der Dublin-Verordnung, obwohl deren menschenunwürdige Politik längst zutage getreten ist: völlig uneinheitliche Asylverfahren, inhumane Aufnahmebedingungen, bürokratisch hoffnungslos überfrachtete und für die meisten Beteiligten völlig unverständliche Verteilungssysteme führen zu Haft, Hunger, Obdachlosigkeit und Elend der Schutzsuchenden. Immer mehr regt sich Protest aus Bündnissen, Organisationen und Einzelinitiativen, die für ein Ende der Dublin-Abschiebungen und einen Wandel der EU-Flüchtlingspolitik eintreten. Die Kirchenasyle sind nicht zuletzt auch letzte Zuflucht vor der Unfähigkeit staatlicher Organisationen. Bezeichnend ist, dass von 190 Kirchenasylen im Dezember 2014 allein ca. 157 aufgrund des Dublin-Verfahrens erfolgten.

Leider entblöden sich manche Politiker nicht, rasch und ungeprüft die Bezeichnungen "Wirtschaftsflüchtling" oder "Scheinasylant" in den Mund zu nehmen, um wahrscheinlich Flüchtlinge schneller loswerden zu können. Auf dem Revers der Biedermänner steht oftmals ein "C" [christliche Werte bekundend], wobei eine Verpflichtung des "C" zur Nächstenliebe offensichtlich in den Köpfen nicht ankommt.

Als Krebsgeschwür unserer Zeit gilt die "Pegida"-Bewegung, deren Agitatoren weitschweifig alles ihnen feindlich erscheinende ablehnen, staatliche Regelungen ebenso wie die davon betroffenen Asylanten und Flüchtlinge. Mit rechtspopulistischen und rechtsextremen Einstellungen, emotionaler Agitation sowie menschenfeindlichen und rassistischen Parolen soll Meinung "gemacht", sollen Menschen anderen Aussehens und anderer Religion verfolgt und gedemütigt werden. Die "Mär von der muslimischen Mehrheit in Deutschland" [ZDF, 7. Januar 2015] wird gebetsmühlenartig wiederholt. Nährböden sind leider auch Internet-Netzwerke, deren Benutzer unerkannt diffusen Frust ausleben können, ohne direkte verbale Konfrontation mit Andersdenkenden. 

Um zum Anlass für diesen Kommentar zurückzukommen:
Ich bewundere die Initiative und den Mut von Pastor Hanke und seiner Gemeinde, trotz der Beschimpfungen und Drohungen durch ewig gestrige [z. B. NPD in Stadtrat und Kreistag] den Schutzsuchenden Trost, Rat und materielle Versorgung angedeihen zu lassen, Willkommens-Gottesdienste für neu ankommende Flüchtlinge abzuhalten, mit den Wolgastern Kuchen, Kleider, Obst etc. vorbeizubringen. Ich bewundere auch die anderen Gemeinden, muslimisch, jüdisch oder christlich, die sich mit tatkräftiger Hilfe um Menschen kümmern, die [bildlich gesprochen] an unseren Strand gespült wurden. Die Reportage, die meiner Betrachtung zugrunde liegt, machte wieder einmal deutlich, wie wichtig es ist, die Fälle einzeln nachzuempfinden und nicht auf Pauschalierungen hereinzufallen.

Dr. Gisela Gerdes


Links:
Sendung nachhören | NDR 1



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