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Alles nur noch Geschichte
30|07|2010



Sollte INEOS, der PVC-Betrib auch noch seine Pforten schliessen, dann könnte sinnbildlich der letzte das Licht in Wilhelmshaven ausmachen.

Ende der Industrialisierung?

Wilhelmshaven ist bekanntlich auf dem Reißbrett entstanden und hatte von daher ganz klare Strukturen. Nach der Gründung wuchs die Stadt vom Kern aus in alle Richtungen. Im Norden entstand bis 1938 die Siedlung Voslapp.

Der Stadtnorden hatten sich Voslapp und Rüstersiel bis ca. 1965 mit seinen zumeist Einfamilienhäusern mehr den dörflichen Charakter erhalten können. Hier gab es riesige Freizeitflächen, und direkt an Voslapp angrenzend den weitläufigen Geniusstrand mit seinen großen Campingplatz. Vor den Deichen lag das ursprüngliche Deichvorland mit seinen tiefen Prielen und Salzwiesen. Eine Idylle für Mensch und Tier, die sich nach Süden bis weit hinter Rüstersiel hinzog.

Der Süden der Stadt war geprägt von Hafenumschlag, Werftbetrieben, größeren Firmengeländen und natürlich der Marine. Hier bestand die Wohnlandschaft hauptsächlich aus großen aneinander gereihten Mehrfamilienhäusern an den breiten Durchgangsstraßen.

Vor fast 40 Jahren entschieden sich die Verantwortlichen aus Politik und Verwaltung der Stadt Wilhelmshaven dafür, die Stadt komplett umzukrempeln. Der Norden der Stadt, vom Freizeit, Tourismus und Erholungsgebiet geprägt sollte zum Industrie- und Hafengebiet, und der Süden der Stadt vom Hafenumschlagbereich zum Freizeit, Tourismus und Erholungsgebiet umorganisiert werden.

Den Bürger versprach man blühende Landschaften und Arbeit für alle. Kurzerhand wurden mit erheblichen Landesmitteln hunderte ha neues Land [die heutigen Grodenflächen] der Jade abgerungen. Hier sollten sie stehen, die großen Firmen, von der eine - die Alusuisse - allein schon 5000 Arbeitsplätze schaffen sollte. Für diese Vision gingen die Verantwortlichen sprichwörtlich über Leichen und machten sogar ein ganzes Dorf, Inhausersiel, platt.

Damit die Bürger nicht schon damals dem wilden Treiben der Visionäre ein Ende bereiteten, ließen die Planer einen kleinen Teil des riesigen Badestrandes, an dem sich im Sommer nicht nur tausende Wilhelmshavener vergnügten, sondern unzählige Touristen, bestehen.

Von den großen Plänen ging fast nichts in Erfüllung. Heute, nach rund 40 Jahren, sind die größten Teile der damals neu aufgespülten Flächen immer noch nicht besiedelt und zu hochwertigen Naturschutzflächen geworden. Auch der Rest des Geniusstrandes ist verschwunden.

Nachdem schon vor 40 Jahren nichts aus den Träumen wurde, und die Bosse der großen Firmen den Oberhäuptern der Stadt deutlich machten, welchen Einfluss sie auf die Investitionen der Großen haben – keinen -, vergingen viele Jahre ohne erkennbare Gegenreaktionen.

Langsam zogen sich auch aus dem riesigen Innenhafen in der Südstadt immer mehr Hafenbetreiber zurück. Neue Wohnbebauung rückte immer näher an die Kaikanten und verhinderten fast jede noch verbliebene Hafenaktivität.

Die alten Oberhäupter und Räte der Stadt verkrochen sich und übten sich in Tatenlosigkeit.

30 Jahre lang war es still geworden im Rat der Stadt. Keine Vision, keine Idee, keine wirkliche Initiative. Die SPD mit ihrer absoluten Mehrheit schaukelte das sinkende Schiff Wilhelmshaven von einer Pleite in die nächste. Die Schulden der Stadt wuchsen von Jahr zu Jahr, und schnell war der Tag gekommen, an dem die Stadt gezwungen war ihre Wohnungsbaugesellschaft Jade zu verkaufen. Das brachte vorübergehend finanzielle Entlastung. Da sich aber an den Strukturen nicht änderte, stieg der Schuldenberg direkt wieder langsam an.

Gerade rechtzeitig, bevor auch der größte Teil der Nachfolgegeneration der Ratsmitglieder vom Ratssaal in den heimischen Lehnstuhl am warmen Ofen, oder die unzähligen Altersheime wechselten, war die 30 jährige Stille plötzlich zu Ende.

Irgendwo hatte sich jemand ausgedacht, dass man den schlafenden Wilhelmshavenern doch sehr gut einen riesigen Containerhafen unterjubeln könnte. Man wusste, dass hier in Wilhelmshaven nach jedem Strohhalm gegriffen würde und hatte leichtes Spiel.

Egal ob SPD, CDU, FDP oder Grüne, jedes Ratsmitglied wollte der größte Antreiber des Containerhafens sein. Alle möglichen negativen Folgen blendete man in Verwaltung und Politik einfach aus. Jeden Kritiker versuchte man mit allen Mitteln mundtot zu machen.

Ohne dass irgendein Investor einmal von Massen an Arbeitsplätzen gesprochen hat, übertrafen sich die Ratsvertreter mit ihrem Arbeitsplatzjubel. Nach wenigen Monaten schafften sie es, dem JWP sogar 12000 Arbeitsplätze zuzuschreiben.

Alle sprachen von der letzten Chance Wilhelmshavens.


Dafür, dass unter diesem Bauwerk auch der einzige Sandstrand der Stadt, der Geniusstrand, begraben würde, versprachen die Befürworter den Bürgern den Ausbau des Freibades Nord, des Banter Sees und sogar die Chance auf die Schaffung eines Ersatzstrandes.

Und dieser Hafen würde noch mehr sein, als die größte deutsche Jobmaschine. Er wird Investoren aus aller Welt anziehen. Immer wieder schoben die Verantwortlichen in den Vordergrund ihrer Argumentation, dass die Investoren schon Schlange stehen würden und man bei Weitem nicht genüg Platz für alle Interessenten haben würde.

Und der Spielball Industrieansiedlung rollte wieder.

30 Jahre nach der Genehmigung sollte nun auch das Flüssiggasterminal gebaut werden. Die Wilhelmshavener Raffinerie würde Unsummen in den Ausbau stecken. Auch die INEOS ein komplett neues Werk im Norden der Stadt bauen. Die E-ON sollte hier das modernste Kohlekraftwerk der Welt entstehen lassen.

Fast wöchentlich verbreitete man neue Meldungen über das Jahrhundertbauwerk JadeWeserPort und reihte hier die nächste angeblich von ihm angezogene Großinvestition an.

Rechnet man alles, was nach diesen Meldungen sicher kommen würde, zusammen, waren es sicher mehr als 6 Milliarden Euro Investition, und mehrere tausend neue Arbeitsplätze, für Wilhelmshaven.

Geblendet von dieser traumhaften Zukunft der Stadt, dem zukünftigen Schlaraffenland, ebneten Verwaltung und Rat den Investoren alle Wege, steckte viele eigene Millionen in Planungen und Gutachten.

Wieder glaubten sie allzu gerne den Versprechungen der Großinvestoren. Wieder setzten sie auf die riesigen Projekte, und vergaß dabei vollkommen die Kleineren. Für sie hatte man weder Zeit, noch würde es sich irgendwie lohnen ihnen Bauflächen zur Verfügung zu stellen.

Jetzt, 10 Jahre nachdem der Superstern JadeWeserPort über Wilhelmshaven aufstieg, treffen die Befürworter die gleichen Rückschläge, wie ihre Vorfahren vor 40 Jahren.

Von den Träumen geblieben ist lediglich ein Kohlekraftwerk, dass keine andere Stadt Deutschlands haben wollte. Ein Kraftwerk, welches sich ganz sicher mit allen anderen Dreckschleudern messen lassen kann.

Geblieben ist die Baustelle des JadeWeserPort, auf der nicht 5000 Arbeiter zu sehen sind, sondern nur ganz wenige, die nicht einmal aus der Region kommen.

Geblieben ist, dass der JadeWeserPort nicht schon 2006 für 3600 Wilhelmshavener Arbeit bringen würde, sondern irgendwann nach 2012 für vielleicht 200.

Geblieben ist auch die marode Bahnlinie, die vielleicht – versprochen wird dies seit 30 Jahren – irgendwann einmal ausgebaut wird.

Geblieben ist auch, dass tatsächlich 120 [nicht 3600] Hafenarbeiter für den JadeWeserPort ausgebildet werden.


Hoffentlich verschluckt sich der Oberbürgermeister Eberhard Menzel nicht an seinen Sommerloch-Placebos!

Nachdem nun als letzte Großinvestition auch der Ausbau der Wilhelmshavener Raffinerie geplatzt ist, meldet doch unser Oberbürgermeister aus dem Urlaub:
„Es ist jetzt an der Zeit, die Ziele der Industrialisierung Wilhelmshavens auf den Prüfstand zu stellen.“


Will der OB nun eine Umkehr von der Umkehr?
- Möchte er nun Wohnen am Seeschifftiefen Fahrwasser im Norden der Stadt und Industrie am Innenhafen?
- Touristenhotels, Erholungsheime, Kureinrichtungen und einen schönen großen Campingplatz auf dem Hafengroden?
- Will er in den vielleicht bald still gelegten Raffinerieanlagen Extremklettern für Manager anbieten?
- Zeltlager auf der Autobahnverlängerung?
- Abenteuerwanderungen an der Bahnstrecke?
- Will er am Südstrand vielleicht ein Fäkalienkraftwerk bauen?
- Den Banter See zuschütten und hier Windkraftanlagen aufstellen lassen?

Das einzige Ziel unseres OB war während seiner gesamten Amtszeit die Industrialisierung in Wilhelmshavens Norden.

Möchte er wirklich kurz vor seinem wohl verdienten Ruhestand seine gesamte Arbeit der letzten Jahre in Frage stellen?

Fragen über Fragen!

Und die Antwort ist einfach. Wenn alles zusammengebrochen ist, und wieder jedem Verantwortlichen bekannt ist, dass die Großen Investoren ganz eigene Spielregeln haben und auf die Belange der Städte, in denen sie ihr Unwesen treiben, keinerlei Rücksicht nehmen, kehrt wieder Ruhe ein. Nichts passiert mehr.

Bis? Bis wieder ein heller Stern am Himmel alles von Neuem beginnen lässt. Und wieder wird man in Wilhelmshaven alle Fehler der letzten Jahre vergessen haben, wieder wird man die gleichen Fehler noch einmal machen.

Und wenn die Bundesregierung in 20 Jahren auf die Idee kommt, im Kurpark ein Atomkraftwerk zu bauen ……..?

Nun gut. Ob Raffinerie, INEOS, E-ON, DFTG oder JadeWeserPort. Nachdem Politik und Verwaltung diesen Projekten alle Wege geebnet hatten, hatten zu keiner Zeit mehr irgendeinen Einfluss auf diese Planungen.

Und genau das ist vor 40 Jahre das Problem gewesen, und jetzt war es wieder das Problem. Diese Großunternehmen machen nur was sie wollen.

Während der letzten 10 Jahre, in denen die Verantwortlichen nur die Großinvestoren im Auge hatten, standen kleinere Projekte still, oder wurden gar nicht erst in Angriff genommen.

Warum sollte man sich in Wilhelmshaven auch noch nach dem Euro bücken, wenn doch die endlosen Millionen schon fast auf dem Konto des Kämmerers gutgeschrieben sind?

Viele Städte und Gemeinden haben in den letzten 50 Jahren solche Erfahrungen gemacht. Auch sie haben häufig auf die Großbetriebe gesetzt, die alle Probleme mit einem Schlag beheben sollten. Fast alle haben sich nach den schlechten Erfahrungen mittlerweile von dieser einseitigen Strategie verabschiedet. Selbst wenn solche Großbetriebe tatsächlich einmal ihre Versprechen hielten und viele Arbeitsplätze schafften, erkannte man schnell, dass man diesen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war. Solche Großunternehmen bestimmten sogar darüber, ob sich weitere Betriebe in der Nähe ansiedeln dürfen.

Hier in Wilhelmshaven werden die Verantwortlichen aus SPD, CDU und auch FDP aber auch nach dem erneuten Reinfall wieder nicht lernen.

Eine politische Umkehr und Konzentration der Aktivitäten auf das wirklich mach- und beeinflussbare wird es mit den etablierten Parteien ganz sicher nicht geben.

Und so wird das, was hier als Geschichte der Stadt beschreiben wurde, auch die Zukunft werden. Oder aber, bei den nächsten Kommunalwahlen geschieht, was schon vor 20 Jahren hätte geschehen müssen, SPD, CDU und FDP dürfen im Rat der Stadt Wilhelmshaven nicht weiter entscheidenden Einfluss behalten.



Joachim Tjaden

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