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Diffuse Belastungen aus der Landwirtschaft unbedingt reduzieren 10|07|2014
Pestizide sind eine latente Gefahrenquelle.
Grundwasser-Workshop: Zu viel Pflanzenschutzmittel und Nitrat im Wasser
„Die Art und Weise der Bewirtschaftung des Acker- und des Grünlandes beeinflussen maßgeblich die Güte unseres Trinkwassers", brachte es der niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel anlässlich des Grundwasser-Workshops in Cloppenburg auf den Punkt und forderte deshalb: „Eine Düngung der Pflanzen darf sich nicht allein am ökonomischen Optimum des landwirtschaftlichen Betriebes orientieren, vielmehr sind auch die Umweltziele und die Minimierung der Gefahren für den Wasser- und Naturhaushalt zu beachten".
Bei dem vom NLWKN [Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz] bereits zum 19. Mal veranstalteten Grundwasser-Workshop wurde deutlich, dass in Niedersachsen durchaus Anlass zur Sorge besteht. Denn ungeachtet der langjährigen Initiativen zum Gewässerschutz in Niedersachsen sei es bisher nicht gelungen, die Belastungen des Grundwassers deutlich zu reduzieren oder auch ganz zu vermeiden.
„Neben Nitrat rücken zunehmend die Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in den Fokus, betonte Hubertus Schültken vom NLWKN in Hannover. Im Rahmen der Überprüfung der Einhaltung der Qualitätsziele der EG-Wasserrahmenrichtlinie untersuchte der NLWKN von 2010 bis 2013 mehr als 800 Grundwassermessstellen auf Pflanzenschutzmittel, für die gemäß der Trinkwasserverordnung ein Grenzwert von 0,0000001 Gramm pro Liter eingehalten werden muss. An 35 Messstellen - das sind 4,3 Prozent - wurde dieser Grenzwert überschritten.
Bestimmte Abbauprodukte von Pflanzenschutzmitteln, nämlich die neu in den Fokus geratenen nicht relevanten Metabolite, haben nach den Erkenntnissen des Umweltbundesamtes keine negativen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt, so dass das Amt hierfür einen bis zu 30fach höheren Orientierungswert als bei Pflanzenschutzmitteln für tolerabel hält. Dennoch ermittelte der NLWKN an 113 Messstellen [13,8%] Überschreitungen dieser gesundheitlichen Orientierungswerte.
Für Verbraucher besteht zwar keine Gefahr, weil alle Wasserversorgungsunternehmen durch eigene Untersuchungen des Trinkwassers sicherstellen, dass Grenzwerte eingehalten werden. Dennoch sagte Minister Wenzel unmissverständlich: „Pflanzenschutzmittel gehören nicht ins Grundwasser - auch nicht in Spuren".
Das gelte selbstverständlich auch für Tierarzneimittel. „Alarmierend ist besonders der Verbrauch von Tierantibiotika in Niedersachsen", machte Schültken deutlich. „700 Tonnen wurden im Jahr 2012 nach Niedersachsen geliefert, das sind 40 Prozent der insgesamt in Deutschland von pharmazeutischen Unternehmen und Großhändlern an Tierärzte ausgelieferten Antibiotika". Und noch schlimmer: 500 Tonnen davon gingen allein in die sieben Landkreise in der Weser-Ems-Region. Schültken wies darauf hin, dass bei der bundesweiten Untersuchung des Grundwassers durch das Umweltbundesamt an zwei Messstellen Tierantibiotika in höheren Konzentrationen im Grundwasser festgestellt wurden: „Eine davon lag im Landkreis Cloppenburg".
PGülle wird aus Verzweiflung sogar schon auf dem JadeWeserPort entsorgt.
Das Thema der Nährstoffüberschüsse aus der landwirtschaftlichen Bodennutzung bleibt beim Grundwasser-Workshop ein Dauerbrenner. „Insbesondere bei der Düngung mit dem Pflanzennährstoff Stickstoff werden landesweit in Niedersachsen immer noch zu hohe Mengen ausgebracht, die über den Bedarf der Pflanzenernährung hinausgehen und zu Überschüssen von landesweit rund 100 kg Stickstoff je Hektar führen", erläuterte Dr. Romuald Buryn, für den Schutz des Grundwassers zuständiger Dezernent beim NLWKN in Cloppenburg. Derzeit kann der strenge Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter im Trinkwasser Niedersachsens noch eingehalten werden.
Dennoch gelte auch hier: „Wir müssen gemeinsam mit den Wasserversorgungsunternehmen und der Landwirtschaft die bereits laufenden Maßnahmen fortsetzen und Strategien entwickeln, damit Nitrat, Pflanzenschutzmittel und Tierarzneimittel gar nicht erst ins Sickerwasser und später ins Grundwasser gelangen", forderte Wenzel. Er sei sich mit dem Landwirtschaftsminister einig, dass die niedersächsische Landwirtschaft zukünftig nur dann dauerhaft erfolgreich sein könne, wenn auch die Umweltstandards eingehalten werden und umweltverträglich gewirtschaftet wird.
Für diese Position findet Niedersachsen im Übrigen auch die Unterstützung weiterer Bundesländer in der Umweltministerkonferenz, die sich gemeinsam mit einem Katalog von Forderungen zur Verschärfung des landwirtschaftlichen Düngerechts einsetzen wollen, dessen Novelle für 2015 erwartet wird. Neben der Reduzierung der maximal zulässigen Stickstoffüberschüsse stehen die Verlängerung der Mindestlagerdauer für Gülle von sechs auf neun Monate, die Ausweitung der Sperrzeiten für die Gülleausbringung im Herbst und im zeitigen Frühjahr sowie die besseren Sanktionsmöglichkeiten zur verbindlichen Durchsetzung der düngerechtlichen Vorgaben auf der Agenda.
Der Minister sagte aber auch deutlich: „Die kooperative Zusammenarbeit zwischen den fast 13.000 in Trinkwassergewinnungsgebieten wirtschaftenden Landwirten, den etwa 150 Wasserversorgungsunternehmen in Niedersachsen und den Fachverwaltungen der Land- und Wasserwirtschaft ist und bleibt die unverzichtbare Voraussetzung zur Entwicklung und zur Umsetzung wirksamer Trinkwasserschutzprogramme". Das sehen auch die mehr als 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Grundwasser-Workshops so: Mehrheitlich wurde der Standpunkt vertreten, dass das Niedersächsische Kooperationsmodell zum Trinkwasserschutz auch nach 20 Jahren seines Bestehens ein Zukunftsmodell ist und dass die Maßnahmenprogramme aus freiwilligem Vertragsgewässerschutz und einer speziellen Wasserschutz-Zusatzberatung Erfolge beim Gewässer- und Trinkwasserschutz bringen können. Die Einschätzung der Workshop-Teilnehmer, die vom NLWKN im Rahmen einer Fragebogenaktion vor dem Workshop erfasst wurden, ließ an Deutlichkeit nicht zu wünschen übrig: Die Stoffbelastungen sind nur dann in den Griff zu bekommen, wenn die Landwirtschaft weiterhin zur Mitarbeit bereit ist.
Quelle: Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz | NLWKN
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